Energiepreise lassen Umsatz explodieren

12. Dezember 2022, Salzburg

Der Aufsichtsrat der Salzburg AG bekam am Dienstag einen ersten Ausblick: Heuer dürfte der Konzern fast drei Milliarden Euro umsetzen.

Das neue Jahr beginnt für die 240.000 Privatkunden der Salzburg AG mit einer kräftigen Erhöhung der Stromtarife. Der Arbeitspreis steigt um 138 Prozent auf 32,4 Cent je Kilowattstunde. Mit 28 Prozent vergleichsweise moderat stiegen mit 1. September noch die Kosten für die 35.000 Fernwärmekunden. Davor gab es im April eine saftige Erhöhung bei Strom und Gas.

Die Entwicklung der Energiepreise lässt neue Rekorde für die Konzernbilanz erwarten. Von der Salzburg AG hieß es nach der Aufsichtsratssitzung am Dienstag auf SN-Anfrage: „Das Geschäftsjahr 2022 ist noch nicht vorbei. Mit der Energiekrise sind extrem hohe Volatilitäten verbunden, die aktuell noch keine seriöse Prognose zulassen.“
Dennoch erhielten die Mitglieder des Aufsichtsrats einen ersten Vorgeschmack: Laut internen Schätzungen dürfte der Umsatz von 1,71 Milliarden Euro im Vorjahr heuer auf 2,9 Milliarden und 2023 auf 4,6 Milliarden Euro klettern – jeweils neue Rekorde. Der Gewinn vor Steuern (EBT) dürfte mit etwa 45 Millionen Euro im laufenden Jahr niedriger ausfallen als im Rekordjahr 2021 (60,1 Millionen Euro). Für 2023 wird mit 58 Millionen Euro kalkuliert. Vom Gewinn soll mehr im Unternehmen bleiben – die Eigentümer (Land, Stadt, Energie AG) wollen die Dividendenausschüttung von 60 auf den Mindestwert von 35 Prozent reduzieren –, auch um Rücklagen zu bilden, beispielsweise um die bis zu 100 Freistromtage zur Entlastung von Gewerbekunden zu finanzieren.

Investitionsbudget Trotz des zu erwartenden Umsatzrekords will der Konzern sein Investitionsbudget gegenüber 2022 zurückfahren. Der Aufsichtsrat hat am Dienstag grünes Licht für Ausgaben im Ausmaß von 252 Millionen Euro gegeben. Für das laufende Jahr war ein „Rekordbudget“ in Höhe von 324 Millionen Euro ausgegeben worden – wobei der Erwartungswert nun bei etwas mehr als 290 Millionen Euro liegen soll.

Wie erklärt die Salzburg AG die reduzierten Mittel? Man habe 2022 „besonders hohe Investitionen in allen Versorgungsbereichen“ getätigt. Daher hätten sich die Investitionen für 2023 „deutlich reduziert, der Schwerpunkt wird für das kommende Jahr auf den Ausbau Erneuerbarer gesetzt (in Summe 36 Millionen Euro, Anm.)“. Trotz des etwas eingedampften Budgets soll es in der Sitzung „leise Kritik“ aus den Reihen der Energie AG gegeben haben, „ob das nicht zu viel ist“.

Wasserkraftwerke Mehr als 120 Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren in den Bau von zwei neuen Wasserkraftwerken fließen. Der Aufsichtsrat hat einstimmig für die Umsetzung der Projekte Stegenwald, das gemeinsam mit dem Verbund errichtet werden soll, und Sulzau im Oberpinzgau gestimmt. Mit beiden Vorhaben soll 2023 begonnen werden. Wobei in Stegenwald noch ein Verfahren offen ist: Die Landesumweltanwaltschaft hat eine Revision gegen das Projekt beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH) eingebracht. Eine Entscheidung ist ausständig. Jedoch gibt es keine aufschiebende Wirkung, da diese nicht beantragt wurde.

Landesumweltanwältin Gishild Schaufler rechnet sich intakte Chancen aus, dass der VwGH ihrer Argumentationslinie folgen könnte, da Erhebungen zum Teil nicht nach dem Stand der Technik durchgeführt worden seien. So sei die Haselmaus überhaupt nicht berücksichtigt, im Nachhinein am Standort aber nachgewiesen worden. Aus Schauflers Sicht würden daher Verbotstatbestände im Naturschutz greifen – folglich bräuchte es ein artenschutzrechtliches Ausnahmeverfahren. Sie gehe nicht davon aus, dass ohne ein solches ein Baustart erfolgen könne. „Das ist aber nichts Neues, das haben wir von Anfang an eingewendet.“ Schaufler appellierte an Salzburg AG und Verbund, die Entscheidung des Höchstgerichts abzuwarten. „Es wäre schade, wenn man diese unwiederbringlichen Lebensräume zerstört, und der VwGH käme dann zu dem Schluss, dass er unserer Revision recht gibt.“

Die Neo-Aufsichtsrätin und grüne Landeshauptmann-Stellvertreterin Martina Berthold empfindet zwar „Wehmut, dass man in diese Naturlandschaft ein Kraftwerk reinbauen muss“. Dennoch ist aus Bertholds Sicht am Bau nicht zu rütteln. „Für mich ist das ein Puzzlestein bei unserem Ziel, die Erneuerbaren massiv auszubauen.“

Windparkprojekte Noch nicht beschlussreif sind hingegen andere große Investitionen in erneuerbare Energieträger in Salzburg. Bei der Windenergie ist das Unternehmen ja unter anderem am Windsfeld bei Flachau beteiligt, am Lehmberg bei Thalgau gibt es gemeinsame Pläne mit der Wien Energie. Zudem finden derzeit Messungen in der Osterhorngruppe statt. Auch jenseits der Landesgrenzen will die Salzburg AG in der Windkraft aktiv werden. Konkret ist eine Unternehmensbeteiligung in Slowenien geplant, wo man sich um knapp 700.000 Euro zu 49,4 Prozent an einer Firma beteiligen will, die an der Entwicklung eines Windparks arbeitet. Dazu sollen bis 2025 knapp zwei Millionen Euro an Entwicklungsfinanzierung fließen. Eine Zustimmung des Aufsichtsrats zu einer Beteiligung ist am Dienstag noch nicht erfolgt. Dem Vernehmen nach soll es finanztechnische Nachfragen zu dem Vorhaben geben.

Verkehrssparte neu Auf der Tagesordnung stand auch die Ausgliederung der „Business-Unit Verkehr“. Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) hat für Mittwoch eine Verkehrssprecherrunde mit allen Fraktionen angesetzt. „Das ist ein weiterer Informationsschritt in Richtung Ausgliederung.“ Denn dafür braucht es grünes Licht des Stadtsenats. Am Montag soll dieser der Neuorganisation zustimmen. Auch die Landesregierung muss einen Beschluss fassen. Am 15. Dezember soll der Schritt dann in einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats der Salzburg AG gemeinsam mit dem Slowenien-Projekt abgesegnet werden.

Aufsichtsratssitz Für Vorstandschef Leonhard Schitter war es die letzte reguläre Aufsichtsratssitzung. Er folgt mit 1. Jänner Werner Steinecker als Generaldirektor der Energie AG nach, die 26,13 Prozent an der Salzburg AG hält. Ob Schitter wie Steinecker im Aufsichtsrat der Salzburg AG Platz nehmen wird, ist offen. „Diese Entscheidung liegt allein bei der Energie AG und wird wohl Anfang nächsten Jahres getroffen“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

von Thomas Sendlhofer

Salzburger Nachrichten