„Die Energiewende wird in der Landschaft sichtbar werden“

14. Feber 2023, Linz

Der neue Energie-AG-Chef Leonhard Schitter über seine Pläne in Oberösterreich

Eine Milliarde Euro werde die Energie AG für den Ausbau der erneuerbaren Energie in Oberösterreich ausgeben. Dabei müssten alle sinnvollen Projekte umgesetzt werden, sagt der neue Vorstandschef der Energie AG, Leonhard Schitter, im Gespräch mit den OÖNachrichten. Da dies im Landschaftsbild sichtbar werde, brauche es einen Schulterschluss im Land.

Sie sind jetzt seit 40 Tagen im Amt. Was ist Ihr erster Eindruck vom Unternehmen?

Schitter: Ich bin sehr gut angekommen und von meinen Kollegen warmherzig empfangen worden. Die Zusammenarbeit im Vorstandstrio mit Stefan Stallinger und Andreas Kolar ist eine sehr gute und enge. In den ersten fünf Wochen hatte ich bereits Gelegenheit, die Standorte in Wels, Gmunden und Timelkam zu besuchen und dabei hoch motivierten Kolleginnen und Kollegen zu begegnen.

In einer Ansprache an die Mitarbeiter haben Sie von einem Strategieprozess gesprochen, der bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein soll. Das hört sich nach massiven und raschen Veränderungen an.

Wir wollen uns stärker in Richtung Nachhaltigkeit entwickeln. Dabei ist Unabhängigkeit bei der Energieerzeugung und Versorgungssicherheit ebenso wichtig. Das Gebot der Stunde ist, die erneuerbare Energie auszubauen, weshalb wir bis 2030 je eine Milliarde Euro in den Ausbau der Erzeugungsmöglichkeiten und die Erneuerung der Netze investieren wollen.

Traditionell hat die Energie AG ihren Schwerpunkt bei der Stromerzeugung durch Wasserkraft. Bei der in Oberösterreich viel diskutierten und umstrittenen Windkraft gibt es allerdings noch wenige Projekte. Wird sich das ändern?

Beim Ausbau der erneuerbaren Energie zählen alle Energieträger dazu – auch Windkraft. Es muss jedem klar sein, dass die Energiewende in der Landschaft sichtbar sein wird. Dazu braucht es einen Schulterschluss von Politik, Wirtschaft und Bevölkerung.

Das heißt, Sie werden sich alles, was potenziell machbar ist, anschauen?

Alles, was uns sinnvoll erscheint, wollen wir umsetzen. Der geplante Bau des Pumpspeicherkraftwerks Ebensee etwa ist im Moment unser größtes Investitionsprojekt. Wir hoffen, dass wir bis Mitte des Jahres die Zustimmung des Aufsichtsrates dafür erhalten und der Spatenstich noch dieses Jahr stattfinden kann. Die geschätzte Bauzeit wird etwa vier Jahre betragen.

Die Strom- und Gaspreise beeinflussen das Leben der Menschen und stellen sie teils vor finanziell schwierige Situationen. Müssen sich die Menschen mit diesem Preisniveau arrangieren?

Derzeit entspannt sich die Situation auf den internationalen Energiemärkten etwas. Solange der russische Angriffskrieg in der Ukraine andauert, kann keine Entwarnung gegeben werden. Wir versuchen, jede Preisentspannung an die Kunden weiterzugeben und durch eine vorausschauende Einkaufspolitik einiges abzufedern. Bei Härtefällen bieten wir, vor allem für GIS-Befreite, auch 30 Freigastage an.

Auf der einen Seite wollen Sie bis 2030 zwei Milliarden investieren auf der anderen Seite gibt es Eigentümer und Aktionäre, die eine Dividende sehen wollen. Wie ist das unter einen Hut zu bringen?

Die Investitionen bis 2030 werden uns Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit garantieren. Damit sind wir auch Impulsgeber für die Energiewende. Das wird auch von Politik und Eigentümern unterstützt.

In Ihrer Funktion als Salzburg-AG-Chef haben Sie mit der Beteiligung an Start-ups neue Wege beschritten. Ist das für Sie auch bei der Energie AG denkbar?

Die Unterstützung und Beteiligung an Start-ups ist für mich ein essenzieller Bereich. Dadurch ist es möglich, neue Wege und Lösungen zu finden. Daher werden wir auch bei der Energie AG Beteiligungen und Kooperationen mit oberösterreichischen Start-ups suchen. Die Bedingung muss immer sein, dass wir dadurch unseren Nachhaltigkeits- und Digitalisierungszielen näherkommen.

Die Energie AG war Pionier beim Ausrollen der Smart Meter. Was haben die Kunden in den nächsten Jahren davon?
Smart Meter sind durch die viertelstündliche Messung der Verbrauchs- und Erzeugungswerte, etwa bei einer Photovoltaikanlage, ein Mittel zum Ausbau der erneuerbaren Energie. Sie helfen auch bei der Erschließung von Gemeinschaften.

Ist die österreichische Energiepolitik zukunftstauglich?

Durch das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz etwa kommen wir dem Ziel, bis 2030 nur noch umweltfreundlichen Strom im Netz zu haben, entschieden näher. In manchen Bereichen, gerade beim Abbau von Bürokratie, herrscht Verbesserungsbedarf. Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren dauern oft noch immer zu lange. Insgesamt ist aber in den vergangenen Monaten so viel gelungen wie schon lange nicht mehr.
„Solange der russische Angriffskrieg andauert, kann keine Entwarnung gegeben werden. Wir versuchen aber, jede Preisentspannung an die Kunden weiterzugeben.“

Leonhard Schitter

Energie AG investiert zwei Milliarden

Bis 2030 je eine Milliarde Euro in Erneuerbare und Stromnetze

LINZ. „Eine Milliarde Euro für erneuerbare Energie und eine Milliarde Euro für den Netzausbau.“ So viel werde die Energie AG Oberösterreich bis zum Jahr 2030 investieren. Das sagte der neue Vorstandsvorsitzende Leonhard Schitter in einem Pressegespräch mit seinen Vorstandskollegen Andreas Kolar und Stefan Stallinger gestern, Freitag.
Größtes Investitionsprojekt wird das Pumpspeicherkraftwerk in Ebensee sein. Spatenstich dafür könnte noch heuer sein, die Bauzeit werde dann vier Jahre betragen, sagte Schitter.

Das Unternehmen, das mehrheitlich dem Land Oberösterreich gehört, solle seine Unabhängigkeit und die Versorgungssicherheit bei der Energieerzeugung über den Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung sicherstellen, sagt Schitter. Dies müsse zu einem guten Teil aus den Eigenmitteln des Unternehmens finanziert werden. „Über den Kapitalmarkt allein lässt sich das nicht darstellen“, sagt Finanzvorstand Andreas Kolar und verweist darauf, dass sich die Aktionäre zuletzt mit der Mindestdividende zufriedengegeben hätte. Er hoffe, dass das so bleibe. Die Ausschüttungen der Energie AG waren in den vergangenen Jahren öfter Gesprächsthema unter den Aktionären.

Der neue Energie-AG-Chef verspricht, dass der Konzern den Strompreis heuer nicht erhöhen werde. Die Preisgarantie gelte nach oben, Verbilligungen seien demnach möglich, wenn der Markt es hergebe. Zuletzt wurden die Preise für Neu- auf das Niveau der Bestandskunden gesenkt. Der Konzern hatte dazu Erleichterungen für Gewerbe- und Landwirtschaftskunden angekündigt, ebenso für Betreiber von Wärmepumpen. Die Gasspeicher der Energie AG seien noch zu 90 Prozent gefüllt. Damit sei die Versorgung geschützter Kunden wie Haushalte gut abgesichert. Der warme Winter erleichterte außerdem die Vorbereitung für den nächsten Winter, sagt der 55-jährige Ex-Chef der Salzburg AG, der mit 1. Jänner Werner Steinecker gefolgt ist.

Oberösterreichische Nachrichten

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