„Brauchen vier Mal so viel Strom“

11. Juli 2023, Innsbruck

Österreich müsse für die Energiewende „alle Handbremsen“ lösen. Zu schwache Netze haben laut APG 2 Mrd. Euro Kosten verursacht.

Österreich verbrauche derzeit im Jahr etwa 330 Terawattstunden an Energie, davon seien 80 Terawattstunden Strom, sagt der Sprecher der Austrian Power Grid (APG), Christoph Schuh. Die APG ist eine unabhängig agierende 100-Prozent-Tochter des Verbund und der Betreiber des Übertragungsnetzes Österreichs (mit Hochspannungsnetz, mehreren Umspannwerken und Netzschaltanlagen).

Um bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden und sämtliche fossilen Energieträger in allen Bereichen zu kompensieren, müsse die gesamte Stromproduktion Österreichs aus Wasserkraft, Sonnenenergie, Windkraft und Biomasse vervierfacht werden, sagt Schuh. Ob die Energiewende gelingt, werde auch über den Wirtschaftsstandort und Wohlstand in Österreich mitentscheiden.

Laut Schuh brauche es dazu einen nationalen Kraftakt und Schulterschluss. „Da müssen wir aufwachen und alle Handbremsen lösen.“ Deutschland und andere Länder seien da viel entschlossener. Es müsse die Produktion massiv ausgebaut werden, wie auch die Netze und die Speichermöglichkeiten. „Das muss alles gleichzeitig passieren.“ Es brauche einen Gesamtplan für Bund, Länder und Gemeinden. Windräder, Solaranlagen und Stromleitungen müssten als positives Symbol gesehen werden wie einst der Farbfernseher oder Liftstützen, so Schuh. Im Vorjahr habe Österreich mitten in der Teuerung 2 Mrd. Euro verloren, weil man wegen der zu schwachen Netze zu wenig günstigen Strom aus dem Ausland habe transportieren können.

Die APG hat laut Schuh eine Vielzahl an Projekten in der Pipeline. Bis zum Jahr 2032 will man insgesamt 3,5 Mrd. Euro investieren, etliches davon auch in Tirol. Aktuelle Projekte sind die Südverbindung von Lienz (geplanter UVP-Start 2024), die 91,5 Mio. Euro teure 220-kV-Reschenpass-Leitung, das Umspannwerk Matrei zusammen mit der Tinetz (48 Mio. Euro Projektvolumen) oder der Ausbau des Umspannwerks Westtirol. Hier ist eine detaillierte Umsetzung noch offen. Ziele seien eine höhere Versorgungssicherheit Tirols und eine bessere netztechnische Anbindung Tirols an Ostösterreich.

„Brauchen vier Mal so viel Strom“

Tiroler Tageszeitung

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