Zahl der Windräder vor der Küste Deutschlands stieg weiter

30. Jänner 2024, Berlin
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Der Ausbau von Windenergie-Anlagen in deutschen Gewässern hat im vergangenen Jahr weiter angezogen. Insgesamt 1.566 Windräder mit einer Gesamtleistung von 8,5 Gigawatt (GW) waren Ende 2023 in Betrieb, wie das Beratungsunternehmen Deutsche Windguard in einem am Dienstag vorgestellten Bericht schreibt. Damit stieg die installierte Leistung um etwa fünf Prozent. Allerdings lässt sich diese Kapazität nicht komplett nutzen.

Grund seien fehlende Netzkapazitäten an Land, erläuterte Projektmanagerin Merle Heyken. So wurden im vergangenen Jahr 23,5 Terawattstunden eingespeist und damit 4,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie geht von Verzögerungen von bis zu zwei Jahren bei Anschlussleitungen für geplante Windparks aus. Netzbetreiber sprechen von Lieferengpässen bei wichtigen Bauteilen.

Bis 2030 soll Deutschland nach Zielen der deutschen Regierung mindestens 30 GW Energie jährlich durch Offshore-Windparks erzeugen, bis 2035 mindestens 40 GW und bis 2045 mindestens 70 GW. Das Ziel für 2030 könne erreicht werden, heißt es in dem Bericht, wenn man Projekte einbeziehe, die zum Jahreswechsel in Betrieb, Bau und Vorbereitung waren. Dafür müsste es aber erheblich schneller gehen. Um das Ziel für 2030 zu erreichen, müssten bis dahin Anlagen mit einer Kapazität von durchschnittlich 3,1 GW im Jahr in Betrieb gehen. Um die Ausbauziele für 2035 und 2040 zu schaffen, müssten indes weitere Flächen für Windkraft ausgewiesen werden.

Generell warnt die Branche vor einer Vielzahl von Engpässen. Der Geschäftsführer des Energieanlagenbau-Verbands VDMA Power Systems, Dennis Rendschmidt, sprach von einem steigendem Personalbedarf für den Bau und die Wartung der Anlagen, aber auch bei Häfen, Schiffen und Fertigung. Jens Assheuer, Vorstandsvorsitzender des Windindustrie- und Wasserstoffverbands WAB, sagte, es gebe einen Bedarf von zusätzlich 200 Hektar an Hafenflächen, wo Kabel, Turbinen und andere Teile für Windparks gelagert und verschifft werden könnten. Der Bau oder Ausbau von Häfen müsste wie andere für die Energiewende nötige Projekte gesetzlich als von überragendem öffentlichen Interesse ausgewiesen werden, um Klagemöglichkeiten etwa von Umweltverbänden einzuschränken. „Dann ist der Klageweg deutlich kürzer und deutlich schneller, und dann kann auch so ein Hafen eher gebaut werden.“

Kritik gab es auch am Vergabeverfahren für Offshore-Windflächen. Im vergangenen Jahr hatte die Bundesnetzagentur erstmals Gebiete versteigert und damit Milliardenerlöse erzielt, die nun zum Großteil in die Finanzierung des Netzausbaus fließen sollen. Das wiederum soll Stromkunden bei den Kosten zugute kommen. Rendschmidt kritisierte das Verfahren: Das Geld fehle in der gesamten Lieferkette und treibe künftige Stromkosten insbesondere für die Industrie nach oben. Assheuer betonte, das Geld müsse wieder verdient werden. „Der Strompreis wird vermutlich nach oben gehen müssen, weil ja diese Summen, die geboten worden sind, wieder erzielt werden müssen.“ Er plädierte dafür, einen Teil der Erlöse für den Bau dringend benötigter Hafenflächen zur Verfügung zu stellen.

Die Höhe der Gebote bei Flächenauktionen müsse gedeckelt werden, und Kriterien jenseits der Kosten etwa zur Auszubildendenquote müssten präzisiert werden, weil sie ein Hemmnis für die Branche darstellten, verlangten mehrere Branchenverbände in einer gemeinsamen Mitteilung.

Die meisten Offshore-Windparks stehen laut Deutscher Windguard mindestens 40 Kilometer von der Küste entfernt in Wassertiefen ab 20 Metern. Künftige Projekte würden in immer weiter von der Küste entfernten Gebieten geplant. Neue Windräder werden immer größer: Derzeit wird mit einem Rotordurchmesser bis zu 236 Metern und Nabenhöhen bis zu 145 Metern geplant.

Bei der Leistung entfällt der überwiegende Teil von 7,1 GW auf die Nordsee. 1,4 GW werden in der Ostsee erzeugt. Die meisten Windparks liefern ihren Strom über Anschlussleitungen ans niedersächsische Festland. Die übrigen Nordsee-Windparks sind in Schleswig-Holstein angeschlossen.

APA/dpa