Vom Feld in den Tank und ins Gasnetz

28. Feber 2024

Biokraftstoffe. Bei Benzin, Diesel und Gas spielen Biokraftstoffe eine immer größere Rolle. Aber ist der Einsatz von Futterpflanzen auch sinnvoll?

680 Millionen Menschen leiden derzeit laut Welternährungsprogramm WFP Hunger, beispielsweise in Westafrika, in der Sahelzone oder in Afghanistan. In Europa leidet ein steigender Anteil der Bevölkerung eher an Übergewicht durch Überkonsum und sehr hochkalorische Nahrung. Dabei wird längst ein Teil der Ackerflächen weltweit auch zur Energieproduktion eingesetzt – etwa für Biodiesel oder Bio-Ethanol (für Benzin). Nun soll auch verstärkt Biogas ins Gasnetz eingespeist werden, dafür soll das Erneuerbaren Gase-Gesetz EGG sorgen.

Aber wie vernünftig ist das aus ökologischer Sicht?

Die Grundlagen sind schnell geklärt: In Österreich werden rund 7 Prozent Biodiesel dem Dieselkraftstoff beigemischt. Dafür werden vor allem Raps und andere Ölsaaten als auch Alt-Speiseöle verwendet. Beim Benzin kommen rund 10 Prozent des Kraftstoffs aus der Landwirtschaft, verwendet werden minderwertiger Weizen oder Triticale, die im Grunde wie beim Schnapsbrennen zu Bioethanol werden. Übrig bleibt fast die gleiche Menge an eiweißreichen Futtermitteln.
Und bis 2030, so sieht es der EGG-Entwurf vor, sollen etwa 10 Prozent oder 7,5 Terawattstunden Biogas ins Netz gespeist werden. Biogas kann aus praktisch allen organischen (Abfall-)Stoffen erzeugt werden. Bisher kamen vor allem Stärkeschlamm, Mais, Weizen und Triticale zum Einsatz.

Ackerflächenverbrauch

Offizielle Statistiken, auf wie viel Ackerfläche Energiepflanzen kultiviert werden, gibt es nicht. Schätzungen gehen in etwa von 86.000 Hektar aus (von bundesweit 1,32 Millionen Hektar Ackerflächen, also 6,5 Prozent). Bei der Produktion von Biodiesel und Bioethanol bleibt in etwa die gleiche Menge an eiweißreichen Futtermitteln übrig, das ohnehin angebaut werden müsste. Experten meinen, dass dadurch rund 65.000 Hektar nicht zusätzlich mit Futterpflanzen angebaut werden müssten. So bleiben also rund 22.000 Hektar Nettoflächen für Bioenergie.

Start 2005

Biokraftstoffe gibt es in Österreich seit Oktober 2005, in erster Linie durch die Beimischung von Biodiesel zu Diesel und seit Oktober 2007 zusätzlich durch eine Beimischung von Bioethanol zum Benzinkraftstoff. Auch wenn sich in den letzten Jahren das Spektrum an erneuerbaren Kraftstoffen und Energieträgern (Strom) im Verkehrssektor erhöht hat, bleiben Biokraftstoffe das wichtigste Element im Sinne einer emissionsreduzierenden und fossile Energieträger ersetzende Wirkung.

Für Günther Lichtblau, Experte vom Umweltbundesamt, ist die Produktion von Biogas im Vergleich zu den Biotreibstoffen (Bio meint hier nur, dass es sich um pflanzliche Rohstoffe handelt) jedenfalls effizienter: „Wir haben in Österreich ein hohes Maß an Reststoffen, die in Biogasanlagen verwendet werden können. Die Biogasproduktion ist auf die Fläche gerechnet sehr effizient, es gibt sehr viel Gas für wenig Fläche, weil die ganze Pflanze genutzt werden kann.“ Bei den Biotreibstoffen würde zwar nur der Fruchtkörper verwendet, immerhin könne der Rest als Futtermittel oder zur Biogasproduktion verwendet werden. Als Problem bleibe, dass bei Biokraftstoffen auf dem Weg vom Acker in den Tank sehr viel Energie verloren gehe.

Energieminister Leonore Gewessler betont, dass speziell für Biogas nur Reststoffe verwendet werden darf: „Wir haben schon im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz festgelegt, dass neue Biogasanlagen nur dann gefördert werden, wenn sie ausschließlich biologische Abfälle verwenden. Das macht Sinn, denn wir wollen, dass auf den fruchtbaren Feldern genug Platz für Lebensmittel bleibt. Resteverwertung ist gut – weniger Fläche für Lebensmittel nicht.“

Fakten

Biodiesel
2021 wurden
insgesamt 295.404 Tonnen aus vor allem Altspeiseölen und Raps produziert.
Bioethanol
2021 wurden 193.833 Tonnen Bioethanol aus minderwertigem Weizen oder Triticale erzeugt, mehr als der doppelte Inlandsabsatz.
Biomethan
Im Jahr 2021 wurden 292 Tonnen Biomethan erzeugt (keine Nahrungs- oder Futtermittel).
Ackerflächen
Von den 1,32 Mio. Hektar Anbaufläche sind nur ein kleiner Teil nur für Energie (22.000 Hektar).

Kurier

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