Grüner Strom vom Balkon

13. Mai 2024

Solarstrom selbst zu produzieren, liegt im Trend. Schon im kleinen Maßstab ist das mit Plug-in-Photovoltaikanlagen für Balkone möglich. Was es bei Kauf und Installation zu beachten gilt.

Geld sparen, Sonnenenergie nutzen und unabhängig sein vom Netzbetreiber: Das motiviert viele Österreicher zur Installation einer PV-Anlage. Das alles ist auch im Kleinformat möglich: mit einem Balkonkraftwerk, fachlich korrekt Plug-in-Photovoltaikanlage genannt. Die Maximalleistung beträgt 800 Watt. Diese gibt es mittlerweile sogar schon beim Lebensmitteldiskonter, freilich ohne Beratung. Auch wenn Kauf und Installation relativ einfach sind, gilt es einiges zu beachten.

Das sagt das Wohnrecht: Rechtsanwältin Sandra Cejpek erklärt dazu Folgendes: „Sofern nur mittels Kabelbindern eine Verbindung zwischen den Paneelen und der Absturzsicherung der Balkone hergestellt wird, bedarf dies keiner Zustimmung der übrigen Wohnungseigentümer. Da diese Paneele jedoch die Optik des Gebäudes beeinträchtigen, könnte – je nachdem, wie genau man es nimmt – doch die Zustimmung der übrigen Wohnungseigentümer eingeholt werden müssen. Jedenfalls ist sie erforderlich, wenn die Außenhaut durchbrochen oder eine Steckdose im Freibereich errichtet werden muss. Aus meiner Sicht ist es unter dem vereinfachten Verfahren zu subsumieren. Dabei ist jeder Wohnungseigentümer von dem geplanten Umbau zu verständigen und die Frist von zwei Monaten abzuwarten, um hier die Zustimmungsfiktion zu verwirklichen.“ Erleichterungen könnten laut VKI ins Haus stehen. Der Verein beruft sich auf eine Aussage des Justizministeriums im April 2024: „Derzeit werden in einer Arbeitsgruppe im Bundesministerium für Justiz mögliche Anpassungen erörtert, um klimaschützende Maßnahmen im Wohnrecht zu erleichtern. Gegenstand der umfassenden Besprechungen waren auch Privilegierungen für Balkonkraftwerke im Wohnungseigentumsrecht. Ein konkreter Zeithorizont für gesetzliche Änderungen kann derzeit noch nicht genannt werden.“

Kauf: Seit 1. 1. 2024 fällt für PV-Anlagen unter 35 Kilowattpeak die Mehrwertsteuer in Höhe von 20 Prozent weg. E-Control empfiehlt, den Kauf einer Kleinsterzeugungsanlage direkt beim Hersteller, bei einem Elektrofachunternehmen oder im Fachhandel. Achten Sie darauf, dass die Kleinsterzeugungsanlage zumindest über eine CE-Kennzeichnung verfügt und eine Betriebsanleitung mit den erforderlichen Sicherheitshinweisen beigelegt ist.

Installation: Befolgen Sie die Anweisungen der Betriebsanleitung, insbesondere der Sicherheitsvorkehrungen, der Platzierung und der Montage. Keinesfalls dürfen Verlängerungskabel oder Steckdosenleisten beim Anschluss der Kleinsterzeugungsanlage verwendet werden. Die Montage ist in den meisten Fällen relativ simpel, wie auch Stephan Gruber von Green Solar aus Villach bestätigt: „Unsere Balkonkraftwerke werden einfach per Edelstahlkabelbindern am Balkongeländer befestigt. Dank des ultradünnen Designs von nur 0,5 cm sind die einzelnen Paneele besonders leicht, was die Montage vereinfacht.“ Je nach Platzbedarf kann der mitgelieferte Wechselrichter entweder direkt am Balkongeländer angebracht oder beispielsweise ganz einfach hinter einem Blumentopf oder Balkonmöbel versteckt werden. Der Wechselrichter wandelt den Strom, den die Anlage produziert, so um, dass er im Haushalt verwendet werden kann. Die Einspeisung muss direkt in eine Wandsteckdose erfolgen.

Meldung: Informieren Sie den relevanten Netzbetreiber spätestens zwei Wochen vor der vorgesehenen Inbetriebnahme. Die erforderliche Meldung der Kleinsterzeugungsanlage erfolgt meistens über ein Online-Portal des Netzbetreibers.

Zukunft: Mit der fortlaufenden Entwicklung effizienterer und kostengünstigerer Solarmodule und Speichersysteme ist zu erwarten, dass diese kleinen Kraftwerke eine noch größere Rolle in der städtischen Energieversorgung spielen werden. Eine Neuheit sind etwa bifaziale PV-Module. Ihre Solarzellen können sowohl mit der Vorderseite als auch mit der Rückseite Strom gewinnen.

von Vanessa Haidvogl

Kurier

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