
80 Prozent des Stroms produziert Salzburg selbst – aber nicht zu jeder Jahreszeit. Seine Stromziele will Salzburg trotzdem erreichen.
Karin Portenkirchner Salzburg. Damit Salzburg die Energiewende schaffen kann, muss sich noch viel bewegen. Zum Beispiel Windräder. Das betont der für Energie zuständige Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP): „Ein Windrad produziert gleich viel Strom wie zehn Hektar Photovoltaikflächen.“ Ohne Windenergie werde Salzburg seine selbst gesteckten Ziele nicht erreichen. Diese wurden bereits 2019 im Masterplan Energie festgelegt. Bis 2030 soll der Strom, der in Salzburg verbraucht wird, auch hier im Bundesland erzeugt werden, und zwar aus erneuerbaren Energien.
Aktuell verbraucht Salzburg fünf Terawattstunden pro Jahr – eine Zahl mit zwölf Nullen. Vier Terawattstunden werden schon jetzt aus erneuerbaren Energien erzeugt.
Greifbarer wird diese Menge, wenn man sie in unterschiedliche Energiequellen und Projekte aufschlüsselt. Salzburg benötigt demnach bis 2030 noch 25 Windräder, 500 Hektar Photovoltaikanlagen (überwiegend auf Dächern oder Parkplätzen), weitere Wasserkraftwerke (Stegenwald wird bereits gebaut) sowie ein großes Biomasseheizwerk (wie 2023 in Siezenheim eröffnet).
Ein gewisses Ungleichgewicht werde es jedoch immer geben, erklärt Josef Schwaiger, denn im Sommer werde deutlich mehr Energie produziert als im Winter. In der kalten Jahreszeit können künftig bestenfalls 75 Prozent des benötigten Stroms selbst erzeugt werden. Derzeit sind es sogar nur 50 Prozent. „Im Winter fällt die Leistung der Salzachkraftwerke ab, weil die Flüsse weniger Wasser führen.“ Bei der Photovoltaik werde ebenfalls im Winter deutlich weniger Strom erzeugt. Deshalb sei auch die Windkraft so wichtig: „Windräder erzeugen den meisten Strom zwischen Oktober und März.“
Derzeit gibt es im Bundesland elf Vorrangzonen, in denen Windräder leichter genehmigt werden können. „In Flachau sind zwölf Windräder geplant, hier stehen wir unmittelbar vor der Einreichung“, sagt Schwaiger. Ebenso viele Windräder sollen auf dem Lehmberg bei Thalgau entstehen. Ein drittes Projekt sei in Saalbach geplant.
Alle Pläne für die Energiewende wären allerdings zum Scheitern verurteilt, wenn nicht im ersten Halbjahr 2025 die 380-kV-Leitung in Betrieb gehen würde, betont Schwaiger: „Damit sinkt der Verlust bei der Übertragung auf drei Prozent – bei der 220-kV-Leitung verlieren wir zehn bis zwölf Prozent.“ Anders gesagt: Von der erzeugten Energie der 1500 Windräder im Osten Österreichs kommen künftig 97 Prozent an – statt 88 bis 90 Prozent.
Gleichzeitig mit der 380-kV-Leitung geht in St. Johann ein neues Umspannwerk in Betrieb. Wie wichtig dieses für die Versorgungssicherheit sei, habe der Stromausfall am 16. Juli im Pinzgau, Pongau und Lungau gezeigt. Grund dafür sei ein Defekt im Umspannwerk Kaprun gewesen, das derzeit eines von nur zwei im Bundesland ist (mit Hagenau). „Wenn wir das Umspannwerk St. Johann schon gehabt hätten, wäre das nicht passiert“, sagt Schwaiger. In den nächsten zehn Jahren seien weitere kleinere Umspannwerke geplant: „Die Salzburg AG wird pro Jahr ein neues errichten, mit Kosten zwischen zehn und 20 Millionen Euro.“ Denn mit Umspannwerken könne man die Netzlast besser verteilen und Spitzen besser „managen“.
Solche Stromspitzen, also ein Überangebot in den Netzen, gebe es jeden Tag: Der Stromverbrauch ist in der Früh zwischen 7 und 8 Uhr am höchsten, fällt bis zum Nachmittag ab und erreicht zwischen 19 und 20 Uhr seinen zweiten Höhepunkt. Der meiste Strom wird allerdings zu Mittag erzeugt, und zwar von Photovoltaikanlagen. „Mit der 380-kV-Leitung und den neuen Umspannwerken können wir ohne großen Leitungsverlust den Sonnenstrom zu den Speicherkraftwerken nach Kaprun schicken“, erklärt der Landesrat.
Dort investiert der Verbund 450 Millionen Euro in das neue Pumpspeicherkraftwerk Limberg 3 – laut Schwaiger ein unverzichtbarer Baustein für die Energiewende. Das mit Sonnenstrom tagsüber in die Speicherseen gepumpte Wasser wird abends zur Stromerzeugung wieder abgelassen. Limberg 3 soll Mitte 2025 in Betrieb gehen.
Spätestens ab 1. Jänner wird Salzburg übrigens wieder eine Förderung für Photovoltaikspeicher einführen, wie es sie von 2014 bis 2021 gab. Denn bei der Photovoltaik müsse das Ziel sein, den Eigenverbrauch zu erhöhen. Bei einem durchschnittlichen Haushalt liege dieser nur bei einem Drittel. Mit einem Speicher könne man den Eigenverbrauch auf zwei Drittel erhöhen.
Auch Energiegemeinschaften unter Nachbarn seien bei Photovoltaik sehr empfehlenswert: „Der Stromerzeuger erhält mehr als die 4,5 Cent Einspeisetarif und der Abnehmer zahlt weniger für den Strom als bei den Energiekonzernen“, so Schwaiger.
Die Energiewende sei leider oft negativ behaftet: „Das ist schade, denn sie ist in Wahrheit eine Chance. Wir können der nächsten Generation etwas hinterlassen, das besser ist als vorher.“ Was in Zeiten der Klimakrise eine Seltenheit geworden sei, sagt Schwaiger, der auch für Wasser sowie Katastrophenschutz zuständig ist: „Die Auszahlungen aus dem Katastrophenfonds haben sich seit 2010 vervierfacht.“ Der Betrag liegt nun bei zwölf Millionen Euro pro Jahr.
Salzburger Nachrichten