Rund 13.000 aktive und passive Teilnehmer gibt es in Oberösterreich bereits – die Entwicklung geht steil nach oben
Die Zahl der Teilnehmer von Energiegemeinschaften hat sich in Oberösterreich laut neuesten Daten von Netz Oberösterreich im Juli so stark erhöht wie noch nie: nämlich um mehr als 26 Prozent von gut 10.000 aktiven und passiven Teilnehmern im Juni auf 12.712. Zum Vergleich: Im Oktober des Vorjahres lag die Gesamtteilnehmerzahl (siehe Grafik) noch bei rund 3500, im Jänner waren es 4745. Insgesamt sind 984 Energiegemeinschaften im Land registriert. „Ein Grund für den starken Anstieg sind sicher die gestiegenen Energiekosten und gesunkene Einspeisetarife für Photovoltaikanlagenbesitzer bei den Stromkonzernen“, sagt Wolfgang Denk, Pressesprecher von Netz Oberösterreich. Man gehe davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzen werde.
Billiger als der Marktpreis
Denn derzeit würden die Preise bei den Energiegemeinschaften – mit etwa zehn Cent im Verkauf und rund zwölf Cent im Bezug – weit über (fünf Cent) beziehungsweise unter Marktpreisen (25 Cent) liegen und deshalb einen starken Anreiz bieten. Grundsätzlich könnten Betreiber mit ihren Energiegemeinschaftspartnern die Preise selbst festlegen. Was die Speicherung der gewonnenen Energie betrifft, gebe es für Energiegemeinschaften, so Denk, noch keine gesetzlichen Regelungen. Man befinde sich da noch im „Graubereich“. Den Energiegemeinschaften stehen Netzbetreiber wie Netz Oberösterreich positiv gegenüber, weil sie dazu beitrügen, die Netze weniger zu belasten und zu stabilisieren. Wenn kein Sonnenstrom erzeugt werden kann, falle man auf „Reststrom-Lieferanten“ – das sind die herkömmlichen Energieversorger – zurück. Denk: „Es ist vorgeschrieben, dass Teilnehmer einer Energiegemeinschaft dann beim Bezug von ihnen nicht benachteiligt werden dürfen.“ Manche regionale Energiegemeinschaften wie etwa „KFD“ im Almtal würden deshalb auch Wasserkraft nutzen, oder wie „Stern“ im Mühlviertel Windkrafträder.
Vier Arten von Gemeinschaften
Inzwischen muss man bei Energiegemeinschaften vier Gruppen unterscheiden: „Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen“ (GEA), in der Regel sind das Mehrparteienwohnhäuser, die sich den aus Photovoltaikanlagen gewonnenen Strom teilen und sich damit die gesamte Netzgebühr sparen. „Lokale Erneuerbare Energiegemeinschaften“ (EEG) können zum Beispiel mehrere Einfamilienhäuser sein, die zum Verteilen einen kleinen Teil des Stromnetzes bis zur nächsten Trafostation benötigen und deshalb zwei Drittel Ermäßigung auf die Netztarife bekommen.
„Den größten Zuwachs gab es aber bei ‚Regionalen Erneuerbaren Energiegemeinschaften‘ in der Nähe eines Umspannwerks. Sie sind auch die größte Gruppe“, sagt Denk. Hier ist die Zahl von 1841 im Oktober 2023 auf 9671 am stärksten gestiegen. Ein Beispiel dafür sei etwa die Energiegemeinschaft „Viere“ in Waizenkirchen, so Denk.
Die Größten im Land
Die neuesten Entwicklungen sind Bürgerenergiegemeinschaften (BEG) – im Vergleich zur Erneuerbaren Energiegemeinschaft dürfen sie sich über die Konzessionsgebiete mehrerer Netzbetreiber in ganz Österreich erstrecken. Dies würden zum Beispiel Firmen mit mehreren Standorten in unterschiedlichen Bundesländern nutzen, sagt Denk. Für Bürgerenergiegemeinschaften gelten ähnliche Regelungen wie für Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften. Sie dürfen aber nur elektrische Energie erzeugen, speichern, verbrauchen und verkaufen. Sie sind nicht auf erneuerbare Quellen beschränkt, aber es gibt keine finanziellen Vergünstigungen, da sie wie herkömmliche Anbieter das Stromnetz nutzen.
Insgesamt gibt es mit Stand Juli in Oberösterreich 4230 Energiegemeinschaftsteilnehmer, die Strom produzieren, und 8482 passive, die Strom beziehen. Die größten Energiegemeinschaften im Land mit den meisten Teilnehmern sind laut Denk „Stern“ in Bad Leonfelden, „Viere“ in Waizenkirchen, die Bürgerenergiegemeinschaft „Sonnen Allianz“ in Ottensheim, die Energiegemeinschaft „Neoom“ in Freistadt und die Energiegemeinschaft St. Florian mit fast 700 Teilnehmern. Neu hinzugekommen ist die Energiegemeinschaft Sauwald, wo sich die Gemeinden St. Aegidi, Engelhartszell, Kopfing, Waldkirchen, Esternberg und Vichtenstein zusammengeschlossen haben.
Oberösterreichische Nachrichten