Energiegemeinschaften, Förderungen oder die Akkus der Zukunft: Bei den Fachgesprächen kamen die Fachleute schnell zum Punkt.
Hürdenloser Wissenstransfer zwischen den besten Expertinnen und Experten des Landes und jenen Fuhrpark- und Flottenverantwortlichen, die tagtäglich mit der unternehmerischen Mobilität zu tun haben – das ist seit jeher das Grundprinzip der IMFS. Auch in diesem Jahr standen brandaktuelle und vor allem wirtschaftlich hochspannende Themen auf der Agenda der Podiumsgespräche. Den Anfang machte das Podiumsgespräch zum Potenzial von Energiegemeinschaften. „Energiegemeinschaften sind ein relativ junges Thema, und dennoch haben wir nach drei Jahren bereits 4000 solche Konstruktionen“, berichtete Markus Schwarz vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen (SIR). Und die Kurve geht weiter nach oben: „Allein in Salzburg stehen wir mittlerweile bei 600 Energiegemeinschaften.“ Peter Dorfinger von der Forschungsgesellschaft Salzburg Research betonte das Potenzial von Energiegemeinschaften in Kombinatin mit der Elektromobilität: „Aus Sicht der Forschung kann man E-Autos als rollende Zwischenspeicher betrachten. Der wahre Reiz liegt nun darin, die rechtlichen und behördlichen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass ich auch beim Ladestopp auf dem Weg in den Urlaub den Ökostrom von der Photovoltaikanlage auf meinem eigenen Hausdach beziehen kann.“
Miriam Fuchsberger-Begg, bei der Salzburg AG für den Bereich Energiegemeinschaften verantwortlich, zeichnete eine Zukunftsvision der Thematik: „In den nächsten zehn Jahren muss es das Ziel sein, die Datenlage in Hinblick auf den Stromverbrauch massiv zu verbessern, sodass die eigenen Bedürfnisse ebenso transparent werden wie heutzutage beispielsweise der Datenverbrauch beim eigenen Internetanschluss.“ Maximale Effizienz sei hier das Gebot der Stunde, denn der Gesamtstromverbrauch werde in den kommenden Jahren weiter stark ansteigen, so Fuchsberger-Begg. Abschließend präsentierte Hermann Häckl die Strategie von Albus Salzburg, bis 2028 die gesamte Busflotte auf Elektrobusse umzustellen. Im zweiten Expertengespräch des Tages ging es um wertvolles Wissen zum Thema Fuhrpark und Förderungen. Marcella Kral, beim ÖAMTC für B2B-Kooperationen zuständig, betonte dabei das ungebrochene wirtschaftliche Potenzial der Elektromobilität auch abseits der Förderungen: „Gerade im Betrieb haben Stromer geringere Service- und Wartungskosten und auch Aufwände für Versicherungen sind geringer. Und auch die Möglichkeit, das Firmenfahrzeug günstig zu Hause zu laden, bietet völlig neue Möglichkeiten, die mit Benzin oder Diesel nicht möglich wären.“ Zudem würden die aktuellen Förderungen in den kommenden Monaten zu einem regelrechten Boom bei vollelektrischen Nutzfahrzeugen führen. Auch Wolfgang Wurm, Geschäftsführer von Porsche Austria, stellte die neuen Möglichkeiten elektrifizierter Fuhrparks in den Fokus, etwa mittels Gehaltsumwandlungsmodellen als attraktives Mittel zur Mitarbeiterbindung. „Das Um und Auf ist für die Unternehmen jedoch nicht die Höhe der finanziellen Zuwendungen, sondern die Planbarkeit“, betonte Wolfgang Wurm. „In Frankreich wird angesichts des knappen Budgets schon wieder über die Abschaffung der Förderungen diskutiert, und in Deutschland hat man sich damit sicherlich auch keinen Gefallen getan.“ In Österreich, so Wurm, gebe es trotz der politischen Unsicherheit immerhin die Zusage, dass die aktuellen Förderungen bis zumindest Mai 2025 weiterbestünden.
Helmut-Klaus Schimany, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands eMobility Austria (BVe), erinnerte daran, dass es sich beim Großteil der heimischen Firmen um klein- und mittelständische Unternehmen handle, die man bei der Umstellung auf die Elektromobilität keinesfalls im Regen stehen lassen dürfe. „Gerade weil kleinere Firmen nicht viel Ressourcen dafür aufwenden können, braucht es transparente Informationen und vor allem Investitionssicherheit“, so Schimany. Sabine Berg von der Wiener Städtischen Versicherung erinnerte beim Thema Kosten zudem an die Reparaturkosten, die bei Elektroautos oftmals teurer seien als bei konventionell angetriebenen Fahrzeugen. „Umso wichtiger ist es für Unternehmen, sich bereits im Vorfeld damit auseinanderzusetzen, wie sich besonders teure Schäden im besten Fall verhindern lassen“, so Berg.
Im dritten IMFS-Expertentalk diskutierten Marcus Jahn vom Austrian Institute of Technology (AIT) und Nikolaus Mayerhofer, Co-Gründer und CTO des Akkudiagnose-Unternehmens Aviloo, gemeinsam mit Keynote-Speaker Maximilian Fichtner Gegenwart und Zukunft der Akkutechnologie. „Da es unrealistisch erscheint, dass Europa bei den Produktionskosten mit den asiatischen Herstellern mithalten kann, macht es Sinn, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen, die in den Bereichen Nachhaltigkeit und Recycelfähigkeit liegen“, so AIT-Experte Marcus Jahn. Positives wusste dabei Nikolaus Mayerhofer zu berichten: So würden die jahrelangen Datenaufzeichnungen zeigen, dass das Schnellladen den Fahrzeugakkus viel weniger schade als ursprünglich angenommen.
von Florian T. Mrazek
Salzburger Nachrichten