Schon im nächsten Jahr soll das Fernwärmenetz der Kelag Energie & Wärme von 950 auf über 1000 Kilometer wachsen. Biomasse und Abwärme mit nur 20 bis 40 Grad kommen verstärkt zum Einsatz.
Die Kelag-Tochter Kelag Energie & Wärme GmbH (KEW) forciert den Wachstumskurs und will künftig jedes Jahr 60 bis 80 Millionen Euro vor allem in den Fernwärmeausbau investieren. Neben dem Heimmarkt Kärnten sind Oberösterreich, Steiermark und Salzburg die Hauptmärkte der österreichweit tätigen KEW. Der Wärmeerzeuger profitiert vom Trend hin zur Dekarbonisierung. Jüngstes Projekt: Das gemeinsame Biomasse-Dampfheizwerk mit der Kärntnermilch in Spittal (siehe Bericht). 90 Prozent der Wärme in Fernwärmenetzen komme bereits aus erneuerbarer Energie, sagt Adolf Melcher, Sprecher der Geschäftsführung der KEW. In Summe – inklusive 900 Heizungszentralen – kämen zwei Drittel der erzeugten Wärme aus erneuerbaren Quellen. Die Nachfrage nach Fernwärme sei „extrem gestiegen“, so Melcher, gespeist wird sie vor allem aus Industrieabwärme und Biomasse. 500 bis 800 neue Gebäude würden pro Jahr an Fernwärmenetze angeschlossen. „Wir wollen beim Absatz in den nächsten 15 Jahren um 50 bis 80 Prozent wachsen“, gibt Melcher das Ziel vor. Bereits jetzt sei man der größte österreichweit tätige Fernwärmeversorger.
Sogenannte Hochtemperaturwärme (90 bis 110 Grad) aus industriellen Prozessen wird bereits weitgehend für Fernwärme genutzt, nun rücke verstärkt Niedertemperaturwärme in den Fokus, so Co-Geschäftsführer Christoph Herzeg. Diese werde etwa in Kläranlagen oder Rechenzentren als Nebenprodukt erzeugt. Diese 20 bis 40 Grad warme Abwärme muss dann mit Wärmepumpen auf die notwendige Temperatur von 80 bis 90 Grad erhitzt werden. Zur Erweiterung bestehender Fernwärmenetze – die KEW wird zukünftig ihre Ausbaupläne im Internet veröffentlichen – komme die Entwicklung neuer.
Insgesamt betreibt die KEW derzeit bundesweit Fernwärmenetze im Ausmaß von 950 Kilometern, 2025 sollen es schon mehr als 1000 sein. Vor allem neue Projekte bergen Wachstumspotenzial: Etwa im Glemmtal oder in Lustenau. Fernwärmenetze werden bisweilen aber auch zugekauft, etwa in Lauterach: „Vorarlberg ist in Summe aufgrund seiner starken Industrie sehr interessant“, sagen beide Geschäftsführer unisono. Insgesamt gebe es in Kärnten 400 Fernwärmenetze und, so Melcher, „Netzchen“ mit wenigen Abnehmern. Die KEW betreibt 20 Netze in Kärnten und 85 in ganz Österreich. Tirol und Vorarlberg genießen neben den Hauptmärkten als Entwicklungsgebiete besondere Aufmerksamkeit.
Vor allem in der Hotellerie sei die Nachfrage nach grüner Fernwärme sehr groß, so Melcher, „ein Hotel ohne grüne Versorgung wird auf lange Sicht scheitern“. Die Preise für Fernwärme seien zwar gefallen, bleiben aber noch über dem Niveau vor der Krise, so Melcher und Herzeg. Dass manche Haushalte während der Energiekrise extreme Preissteigerungen beklagten, seien „Einzelfälle“, betonen sie. Gegenüber Gas und anderen fossilen Energieträgern sei Fernwärme gut aufgestellt, beteuern die KEW-Chefs.
Der Umsatz der KEW aus dem Jahr 2023, damals 720 Millionen Euro, werde heuer zurückgehen, als Spiegelbild sinkender Preise. Von den 280 Mitarbeitern der KEW sind 120 in der Zentrale in Villach tätig. Dort findet auch ein Großprojekt Ende 2024 seinen Abschluss, der Einbau eines dritten Heizkessels im Biomasseheizwerk St. Agathen. Dass die Biomasse angesichts solcher Expansionspläne ausgehen könnte, fürchten Herzeg und Melcher nicht: „Die ist in ausreichender Zahl vorhanden.“
von Uwe Sommersguter
Kleine Zeitung