Das 1931 eröffnete, denkmalgeschützte Wasserkraftwerk Laufnitzdorf soll wieder zur „Nummer eins“ an der Mur werden.
Bei „Wasserkraftwetter“ (so nennt man Verbund-intern gerne Regentage) fiel gestern der Startschuss für die größte Kraftwerks-Revitalisierung der Steiermark: 65 Millionen Euro nimmt der Verbund in die Hand, um das 1931 erbaute Murkraftwerk Laufnitzdorf, fünf Kilometer nördlich von Frohnleiten, auf den neuesten Stand zu bringen.
Das Kraftwerk ist ein wahrer „Dauerläufer“ und war bei seiner Eröffnung das größte Laufkraftwerk Österreichs: Seit mehr als 93 Jahren wird hier Strom aus Wasserkraft erzeugt, mit 18 Megawatt deckt man derzeit den Jahresstrombedarf von mehr als 30.000 Haushalten. Zum Vergleich: Das erste Laufkraftwerk an der Donau, Ybbs-Persenbeug, wurde erst 1959 in Betrieb genommen. Viktor Kaplan, der Erfinder der nach ihm benannten Wasserkraftturbine, war höchstpersönlich zum Einheben der von ihm konstruierten Turbinen auf die Baustelle gekommen – das Prinzip seiner Turbinen ist bis heute dasselbe geblieben. Sogar zahlreiche Originalteile sind nach wie vor in den beiden großen Maschinensätzen im Einsatz, vieles davon steht, wie auch das Gebäude selbst, unter Denkmalschutz. Wenn das Innere der „alten Haut“ mit modernster Technik versehen werde, gelte es daher einige Kompromisse zu finden. „Natürlich würden wir sonst heute anders bauen“, sagt Verbund-Geschäftsführer Michael Amerer. Es handelt sich dennoch um keine ganz neue Herausforderung für den Konzern, auch im weststeirischen Arnstein und in Pernegg, wo man auch ein kleines Museum betreibt und gerade eine neue Leitstelle errichtet, stehen die Anlagen unter Denkmalschutz.
Nach der Modernisierung, die zwei Jahre lang dauern soll, wird Laufnitzdorf das erzeugungsstärkste Kraftwerk an der Mur sein: 40.000 Haushalte, also 10.000 mehr als zuletzt, sollen von hier aus mit Strom versorgt werden. Die Anlage besteht aus dem Wehr Mixnitz, einem Ausleitungskanal sowie dem Krafthaus. Im Zuge der Erneuerung der Wehranlage wird ein Wehrkraftwerk errichtet, die Fischwanderhilfe wird erweitert. Im Krafthaus werden die beiden bestehenden Maschinensätze durch neue, leistungsoptimierte Turbinen und Generatoren ersetzt. So soll sich die Leistung um ein Drittel, auf mehr als 24 Megawatt, erhöhen.
„Der sieben Kilometer lange Ausleitungskanal wird saniert, die bestehenden Brücken über den Kraftwerkskanal werden teils saniert, teils neu errichtet“, schildert Projektleiter Franz Mandl. Insbesondere der derzeitige Zustand der Brücken hatte zuvor Anrainern in Röthelstein Sorgen bereitet. Der Frohnleitner Bürgermeister Johannes Wagner (ÖVP) freut sich nun neben der Sicherung der Energieproduktion vor Ort vor allem über „bedeutende Verbesserungen für unsere Infrastruktur“ – auch ein Radweg wird errichtet.
65 Millionen Euro werden in die Modernisierung investiert – 15 Millionen mehr, als man vor der Teuerung und vor der notwendigen Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) schätzte. Zum Vergleich: Das Kraftwerk Gratkorn von Verbund und Energie Steiermark, das derzeit im Probebetrieb ist und schon im Oktober ans Netz gehen soll, kostete knapp 80 Millionen Euro. Hier ist übrigens bald auch ein Tag der offenen Tür geplant.
Alles in allem zeige das Revitalisierungsprojekt, „dass wir die Zukunft einer starken und zuverlässigen steirischen Wasserkraft im Zusammenwirken von Neubau und Modernisierung sehen“, wie Verbund-Geschäftsführer Amerer betont. Vom Ennskraftwerk Hieflau bis zum hundert Jahre alten Speicherkraftwerk Arnstein in Krottendorf-Gaisfeld habe man in den vergangenen Jahren Hunderte Millionen Euro in die Erneuerung der steirischen Wasserkraft investiert.
von Nina Müller
Kleine Zeitung