Energiegemeinschaften sind nicht nur dazu da, dass Nachbarn Strom tauschen können. Sie sollen auch die Elektromobilität voranbringen.
Rund 600 Energiegemeinschaften gibt es im Bundesland Salzburg schon. Ein besonders großes Potenzial liegt in der Kombination mit dem Laden von E-Autos mit Strom aus Photovoltaikanlagen. Das wurde am Freitag am Salzburgring auf der Messe für Innovative Mobilität IMFS deutlich. Die „Salzburger Nachrichten“ veranstalteten die Messe zum vierten Mal mit der Betreiberfirma des Rings, der IGM.
PV-Anlagen auf Dächern privater Wohnhäuser erzeugen den Strom tagsüber, wenn das Elektrofahrzeug meist nicht daheim ist und hier nicht geladen werden kann. Beim Sonnenstrom von Betrieben ist es oft genau umgekehrt, am Wochenende wird der PV-Strom nicht verwendet. Über die Abrechnung, Steuerung und das Netz des Energieversorgungsunternehmens kann in Gemeinschaften an den Standorten wechselseitig die Energie verwendet werden, je nach Zeit und ohne technische Verbindung. Anstatt Überschussstrom des Betriebs billig dem Versorger zu verkaufen und Autos daheim teuer zu laden, erklärt Peter Dorfinger von der Forschungsgesellschaft Salzburg Research.
Die Einspeisetarife sind nämlich niedrig. Versorger und Netzbetreiber wie die Salzburg AG sind dennoch zugleich wichtige Partner. Die digitalen Zähler Smartmeter dienen nicht nur zur Abrechnung, sondern messen im 15-Minuten-Takt, sodass in dem dynamischen Modell die Energie jenem bestmöglich zugewiesen werden könne, der sie gerade am meisten brauche, erklärt Miriam Fuchsberger-Begg von der Salzburg AG. Die Nutzer sollen „so viel günstigen grünen Strom wie möglich beziehen“. Technisch und rechtlich ist allerdings in den kommenden Jahren noch einiges zu verbessern, sind sich die Experten einig. „Die technische Herausforderung ist, zu wissen, wie viel Energie da ist, ob bei mir und beim Nachbarn zu wenig oder zu viel“, sagt Dorfinger. „Der Smartmeter misst, aber er schickt die Daten nicht.“
Erst am Abend wisse man Bescheid. Fuchsberger-Begg sagt, es wäre ganz wichtig, dass Livedaten auf dem Mobiltelefon zur Verfügung gestellt werden können. „Dann können wir so gut wie alles machen.“
Der Forscher will, dass die Autobatterie auch für den Haushalt genutzt werden kann. „Was tut das Auto, wenn es herumsteht?“
Markus Schwarz vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen hält es für notwendig, dass der Gesetzgeber klärt, wie Speicher gemeinschaftlich bewirtschaftet werden können.
Ein E-Vorreiter ist die Salzburger Firma Albus. Zu ihrer Flotte zählen sieben Elektrobusse. „Ich möchte, dass bei uns im Jahr 2029 kein dieselbetriebener Bus mehr im Stadtgebiet fährt“, sagt Geschäftsführer Hermann Häckl. Nach Optimierungen sei es bereits gelungen, dass „wir 60 Prozent unseres PV-Stroms in die Fahrzeuge bringen“. Eine noch größere PV-Anlage werde in Zukunft die versiegelten Flächen des Betriebs überspannen.
von Thomas Auinger
Salzburger Nachrichten