Energiegemeinschaft vor Start
Stadt will Abwasserverband beliefern, Modell könnte später auch kräftig wachsen.
Die Vision einer Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG) mit Beteiligung der Stadt Gmünd steht vor der Umsetzung: Auf Antrag von Umwelt-Stadtrat Johannes Seidl (ÖVP) beauftragte der Gemeinderat die „Energie Zukunft Niederösterreich GmbH“ damit, die Gründung einer EEG auf Schiene zu bringen. Gestartet werden soll auf kleiner Flamme mit nur zwei Beteiligten, im Erfolgsfall ist ein Ausrollen auf Betriebe und Privatpersonen möglich.
„Aktiver Teil der Energiewende.“ Die Bevölkerung könne so ein aktiver Teil der Energiewende werden, sagte Stadtrat Seidl: „Wer lokal erzeugte Energie aus der Energiegemeinschaft verbraucht, trägt zur lokalen Wertschöpfung bei und hilft beim Erreichen von Klimazielen.“ Überregionaler Stromtransport werde reduziert, die regionale Autonomie erhöht, die Netzgebühr für Mitglieder gesenkt – zumal der Bezug von Strom aus einer EEG finanzielle Anreize wie die Befreiung von der Elektrizitäts-Abgabe oder die Reduktion der Netzentgelte berge.
Nur zwei Gründungsmitglieder. Im ersten Schritt wird ein Verein mit zwei Mitgliedern gebildet – die Stadtgemeinde will zunächst Sonnenstrom aus der 235 kWp starken PV-Anlage der Feuerwehr-Zentrale liefern, der Abwasserverband Lainsitz (AWVL) will ihn abnehmen. Das kann erweitert werden. Kommt es etwa eines Tages zu der seit Jahren beabsichtigten Reaktivierung des Wasserkraftwerks in der Bruckmühle, so kann auch das in die EEG einspeisen.
Die Kosten für die Errichtung der im Vorfeld auch von der SPÖ Gmünd offensiv geforderten EEG liegen bei 3.000 Euro (inklusive Steuer), die jährlichen Kosten für die ersten Mitglieder bei etwa 75 Euro. Erzeugte Energie muss binnen einer Viertelstunde verbraucht werden, ansonsten wird sie ins öffentliche Netz eingespeist.
Langfristig kaum Grenzen nach oben. An sich können laut Antrag auch Private, Betriebe, Gemeinden oder Ämter mit Zählpunkt im Umspannwerk Gmünd Mitglieder werden. Das Modell kann theoretisch also auch über das Gemeindegebiet wachsen – große Abnehmer gibt es in der Bezirkshauptstadt, anders als in manchen Umlandgemeinden, zur Genüge. Der Energiebedarf alleine in der Hauptkläranlage ist rund um die Uhr gewaltig.
Für Infrastruktur-Stadtrat Martin Preis geht es jetzt aber primär darum, das Modell samt Abrechnungssystem auf die Beine zu stellen, Erfahrungen zu sammeln. Dann erst erscheine ein behutsames Erweitern des Kreises sinnvoll. Los gehen soll es „so rasch wie möglich“.
von Markus Lohninger
NÖN