Erzeugung mit der Kraft der Sonne

6. April 2022

Vor knapp 131 Jahren wurde das erste Patent für eine Solaranlage angemeldet. In der Steiermark reicht die Nutzung bis in die 1970er-Jahre zurück. Die jüngsten Energiepreiskapriolen befeuern die Nachfrage stark.

Es war der 28. April 1891, als dem US-amerikanischen Metallfabrikanten Clarence M. Kemp ein Patent zuerkannt wurde, das gemeinhin als eine Art Geburtsstunde der Solaranlage gilt. Unter dem Namen „Apparatus for utilizing the suns rays for heating water“, übersetzt in etwa „Apparat zur Nutzung von Sonnenstrahlung für das Erwärmen von Wasser“, wurde ein technisch sehr einfacher Speicherkollektor patentiert. Der, leicht modifiziert, etwas später als „Climax Solar Water Heater“ vermarktet wurde.

Eine lineare Erfolgsgeschichte war die Nutzung von Sonnenstrom zur Energiegewinnung vorerst zwar nicht, spätestens ab Mitte der 1970er Jahre – auch als Folge der Ölkrise – nahm die Bedeutung aber zu. Auch in Österreich. Heute, knapp 131 Jahre nach dem ersten Patent, liegt die installierte Leistung von Photovoltaik-Anlagen bei 2400 Megawatt, wie der Branchenverband „Photovoltaic Austria“ im März wissen ließ. „Ein schöner Grund zu feiern, aber absolut kein Grund sich auszuruhen“, wurde betont. Denn bis 2030 gilt es, diese Leistung auf 13.000 Megawatt zu vervielfachen.
Knapp 131 Jahre nach der Patentzuteilung an Kemp kommt der Nutzung von Sonnenstrom heute also eine zentrale Bedeutung zu, die noch rasant zunehmen muss. Das bildet sich in Österreich im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) ab. So müssen hierzulande, um das definierte Ziel einer Stromversorgung aus 100 Prozent erneuerbarer Energie – bilanziell – bis 2030 – rund 27 Terawattstunden (TWh) aus erneuerbarer Stromerzeugung dazukommen, davon elf TWh aus PV sowie zehn TWh aus Windkraft.

Nicht nur das EAG und die damit verbundenen Zielsetzungen, sondern vor allem die seit Monaten anhaltenden – und zuletzt noch verschärften – Energiepreisentwicklungen haben die Nachfrage nach PV-Anlagen sowohl bei Privathaushalten als auch in Unternehmen rasant steigen lassen. Steigende Großhandels- und Börsenpreise, sowohl bei Gas als auch Strom, spiegeln sich auch in Tarifsteigerungen wider. So sind die Strompreise im Großhandel laut der Österreichischen Energieagentur – in einer Berechnung für Mai – abermals auf ein Rekordhoch gestiegen und liegen um 205,4 Prozent höher als noch im Mai des Vorjahres.

In der Steiermark haben sich die Kollektorflächen bei Unternehmen seit dem Jahr 2017 vervierfacht, wird bei der „E1 Wärme und Energie GmbH“, eine Tochter der Energie Steiermark, betont. Zuletzt haben beispielsweise die Zotter Schokoladenmanufaktur in Riegersburg, die Standorte der Unimarkt-Gruppe, der Intralogistikspezialist Knapp AG oder die Sager-Gruppe in Peggau auf ihren Firmendächern neue, großflächige Photovoltaik-Anlagen installiert. Insgesamt, so heißt es seitens des Landesenergieversorgers, seien allein im Jahr 2021 in der Steiermark mit Privathaushalten und Unternehmen Projekte realisiert worden, die mehr als sechs Millionen Kilowattstunden Sonnenstrom liefern.
Neben der Installation von Photovoltaik-Anlagen auf Dachflächen, sollen bis 2030 zudem auf rund 450 Hektar Freiflächen, quer über die Steiermark, Anlagen mit einer Gesamtleistung von 300 Megawatt installiert werden. Sie sollen Strom für 75.000 Haushalte erzeugen. Da sich auch rund um PV-Freiflächenanlagen eine Debatte um Bodenversiegelung entzündet hat, sollen vor allem bestehende Flächen, also beispielsweise Industriebrachen oder Deponien genutzt werden und jene Flächen, die zusätzlich genutzt werden, einer agrarischen Doppelnutzung zugeführt werden.

Die einstige Steweag hat in der Steiermark übrigens bereits Mitte der 1970er-Jahre erste Aktivitäten rund um die Nutzung von Sonnenstrom gesetzt. Der Historiker Stefan Karner verweist in seiner, im Vorjahr erschienen, Publikation „Im Strom der Zeit, 100 Jahre Energie der Steiermark“ auf „ein frühes Experiment im Jahre 1976, bei dem ein Standard-Wohnhaus ausschließlich mit Sonnenkollektoren beheizt wurde“.

Auch eine Solar-Modellanlage in der Obersteiermark findet Erwähnung. So wurde „auf dem Eisenerzer Reichenstein für die dortige Hütte, ein breit angelegter Test für Einsatzmöglichkeiten von Solarenergie“ gestartet, so Karner. Nachdem schon zuvor zwei Solar-Module zum Betrieb des Funktelefons betrieben worden waren, folgte 1989 eine Anlage, die der Stromversorgung der Schutzhütte diente.

Kleine Zeitung

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