Wie der Emissionshandel der Europäischen Union funktioniert

30. Mai 2022, Brüssel

Im Zuge des Green Deals plant die EU-Kommission eine grundlegende Reform des alten Systems

Der Emissionshandel der EU (ETS) besteht mittlerweile seit 17 Jahren und zählt zu den wichtigsten Instrumenten gegen die Klimakrise, jetzt soll er im Zuge des Green Deals verschärft werden. Bald dürfte etwa mit der Vergabe von Gratiszertifikaten Schluss sein. Auch Verbraucher sind künftig direkt betroffen.

Frage: Wie funktioniert der Zertifikatehandel?

Antwort: Jedes Unternehmen, das Treibhausgase verursacht, muss sich sogenannte Verschmutzungsrechte kaufen und damit pro Tonne CO₂ einen bestimmten Preis zahlen. Wenn Unternehmen die Emissionszertifikate nicht nutzen, weil sie klimafreundlich produzieren, können sie sie weiterverkaufen.

Frage: Welchen Vorteil hat dieses System?

Antwort: Der Preis für eine Tonne CO₂ entsteht durch Angebot und Nachfrage am Markt. Die Zahl der Zertifikate ist allerdings begrenzt und wird laufend reduziert. Deshalb steigt der Preis pro Tonne kontinuierlich und mit ihm auch der finanzielle Anreiz, auf klimafreundlichere Technologien umzusteigen.

Frage: Warum war der Zertifikatehandel bisher wenig erfolgreich?

Antwort: Die Reduktionsziele des ETS waren bis dato wenig ambitioniert und nicht ausreichend, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen. Um EU-Unternehmen vor billigerer Konkurrenz zu schützen, wurden viele Zertifikate kostenlos vergeben. Das führte dazu, dass mehr Emissionsrechte am Markt waren, als die Industrie brauchte. Die Preise blieben daher niedrig und lagen jahrelang bei rund fünf Euro pro Tonne. Zuletzt sind sie gestiegen. Derzeit kostet eine Tonne rund 80 Euro.

Frage: Was soll sich nun ändern?

Antwort: Bisher deckt das Emissionshandelssystem Stromerzeuger, Industrie und Teile des Flugverkehrs ab. Das entspricht etwa 40 Prozent der Emissionen. Künftig will die EU auch Gebäude und den Straßenverkehr erfassen. Die Vergabe kostenloser Zertifikate wird schrittweise zurückgedrängt und soll spätestens 2035 enden.

Frage: Hat die Reform direkte Auswirkungen auf Verbraucher?

Antwort: Die Ausdehnung auf den Gebäude- und Verkehrssektor würde auch Konsumentinnen und Konsumenten direkt belasten. Einige Länder fürchten aufgrund der Preissteigerungen soziale Unruhen. Die EU-Kommission will daher aus einem Teil der Einnahmen einen Sozialfonds speisen, mit dem Härten abgefedert werden. (japf)

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