Österreich sollte über den Winter kommen

6. Oktober 2022

Die Gasspeicher sind zu 80,4 Prozent voll. Warum Carola Millgramm von der E-Control noch keine Entwarnung gibt.

Zu mehr als 80 Prozent sind Österreichs Gasspeicher inzwischen gefüllt. Das wichtigste Ziel, das Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) für den kommenden Winter vorgegeben hat, ist damit bereits einen Monat früher als geplant erreicht. Die Voraussetzungen werden nun immer besser, dass Österreich ohne tiefgreifende Lenkungsmaßnahmen, die vor allem die Wirtschaft massiv träfen, über die kalte Jahreszeit kommt.

Carola Millgramm, Gas-Expertin in der E-Control, warnt allerdings vor einem zu entspannten Blick Richtung Winter. Alle Beteiligten sollten sich auf alle Szenarien vorbereiten. Gas zu sparen, sei extrem wichtig, „die Zeiten werden herausfordernd bleiben“, so Millgramm am Mittwoch.

Um 80 Prozent gingen die Gasflüsse aus Russland in die EU von Jänner 2021 bis jetzt zurück. LNG-Flüssiggas und norwegisches Gas haben die Mengen ersetzt, nach Österreich fließen sie über Deutschland und Italien. Selbst die Zerstörungen an den beiden Nord Stream Pipelines lösten keinen Preisschock mehr an den Märkten aus. Ob das auch so wäre, sollte die letzte offene Pipeline für russisches Gas Richtung Westeuropa, die über die Ukraine nach Österreich führt, unterbrochen werden, bleibt Spekulation. Derzeit ist der Spot-Gaspreis mit 130 Euro je Megawattstunde so niedrig wie seit Monaten nicht.

Millgramm hält es dennoch für sinnvoll, mit jedem Unbill zu rechnen. Noch sei die Heizsaison nicht angelaufen. Unvorbereitet dürfte aber inzwischen niemand mehr getroffen werden – nicht zuletzt angesichts der zahlreichen Maßnahmen, die die Regierung in Kooperation auch mit der E-Control ergriffen hat. Am wichtigsten ist die um knapp vier Milliarden Euro aufgebaute Gas-Notreserve im Umfang von 20 Terawattstunden, mit der beispielsweise auch Druckprobleme ausgeglichen werden können.

Eine Beruhigung an der Preisfront sieht Millgramm weiterhin nicht, trotz der Gewissheit, dass über die Nord Streams kein Gas mehr fließen wird. Die Preisunsicherheit im Markt bleibe für alle Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette eine „enorme Herausforderung“.

Der Speicherstand in Österreich von aktuell 76 Terawattstunden steigt im Moment noch täglich. Etwas mehr als die Hälfte dürfte zum Verbrauch in Österreich zur Verfügung stehen, schätzt Millgramm. Genaue Daten hat die E-Control im November. Bisher lag Österreichs Verbrauch im Winter bei bis zu 65 Terawattstunden – was die Notwendigkeit zum Sparen noch einmal verdeutlicht.

Kleine Zeitung

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