Biogas von Bauern nur für die Industrie

22. Feber 2023, Linz

Es muss massiv in Biogasanlagen investiert werden – Gesetz braucht Zweidrittelmehrheit

Nach monatelangem Patt zwischen Industrie, Bauernschaft und grüner Regierungspartei ist nun das Tor für eine Biogasproduktion aus Abfällen offen. Bis 2030 sollen die Kapazitäten auf 7,7 Millionen Terawattstunden (TWh) biogenes Gas ausgebaut werden. Das Energieinstitut der Uni Linz hat das Potenzial mit zehn TWh berechnet, in weitestem Sinne mit bis zu 20 TWh. 7,7 TWh würden fast acht Prozent der Importe an fossilem Erdgas ersetzen. Nun braucht es wegen des Verfassungsrangs auch Stimmen der Opposition für das Erneuerbaren-Gas-Gesetz (EGG).
Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger hofft auf eine rasche Zweidrittelmehrheit im Parlament: „Statt weitere Endlos-Diskussionen über theoretische und realisierbare Potenziale für erneuerbare Gase zu führen, müssen jetzt endlich praxistaugliche Rahmenbedingungen für die notwendigen Investitionen geschaffen werden.“

Es wartet eine Mammutaufgabe: 2021 wurden von rund einem Dutzend Anlagen nur knapp 0,14 Terawattstunden Biomethan ins Gasnetz eingespeist. Mit dem Großteil der mehr als 200 Anlagen, die wegen des langjährigen Förder- und Investitionsstopps schon rund 15 Betriebsjahre auf dem Buckel haben, wird das Gas verstromt. Das ist Verschwendung. „Das Gas ist speicherbar und muss daher flexibel als Regel- oder Spitzenenergie genutzt werden“, sagt Josef Höckner, der mit seiner BioG GmbH in Utzenaich Anlagen zur Aufbereitung von Gärsubstrat baut und diese in die ganze Welt liefert. Der Innviertler ist in den USA ebenso vertreten wie in Kenia oder auf den Philippinen. „Dort hat man längst erkannt, dass Abfälle effizient genutzt werden müssen. Österreich könnte mit Reststoffen 1,1 Millionen Autos je 20.000 Kilometer im Jahr betreiben. Wir können es uns nicht leisten, auf diese Ressourcen zu verzichten.“

Optimal wäre es, Biogas in regionale Energiekreisläufe einzubauen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. „Diese Speicherform kostet ein Zwanzigstel eines Batteriespeichers“, sagt Höckner. Die Bundesregierung hat andere Prioritäten, und das hat die Verhandlungen erschwert. Sie will das klimaneutrale Gas nur in der Industrie und in Gaskraftwerken erlauben. Diese beiden Sparten hätten keine andere Möglichkeit, fossiles Erdgas zu ersetzen, sagt Ministerin Leonore Gewessler: „Unsere Industrie braucht Gas.“ Alle Anlagenbetreiber müssen ihre Energie künftig ins Netz einspeichern, wenn sie näher als zehn Kilometer an einer Pipeline liegen. Die Gasversorger müssen fixe Bio-Quoten erfüllen. „Damit haben Investoren endlich langfristig verlässliche Bedingungen“, sagt Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Ein Hemmschuh ist, dass viele Unternehmer Alternativen vernachlässigen, weil Erdgas laufend billiger wird. Mit dem EGG wird der Druck steigen.

Oberösterreichische Nachrichten

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