Habe grünen Strom, tausche gegen kaltes Bier

6. Juni 2023

Förderung der lokalen Stromverwertung

Energiewende. Mit erneuerbaren Energiegemeinschaften (EEG) soll die lokale Stromproduktion und -Verwertung angekurbelt werden. Das reduziert Übertragungsverluste und entlastet das Stromnetz. Nimmt man an einer EEG als Produzent teil, etwa indem man überschüssigen Strom von der eigenen Photovoltaik-Anlage beisteuert, ist es aber oft nicht ganz durchschaubar, wer davon profitiert. Mit dem Ansatz, Strom zu einer Währung zu machen, kann diese Situation verbessert werden.

Bier gegen Kilowatt

In der kleinen Gemeinde Stanz im Mürztal werden derzeit die Voraussetzungen dafür geschaffen, um künftig in einem Dorfladen mit sogenannten „Stanzer Talern“ zu bezahlen. Für selbst produzierten Strom, den man nicht im eigenen Haushalt verwertet, werden mittels Blockchain-Technologie Token erzeugt. Das sind Einheiten einer digitalen Währung, die in diesem Fall Stanzer Taler genannt wird. Der Stanzer Taler kann anderen Mitgliedern der Energiegemeinschaft Stanzertal zugutekommen, etwa Trixi, der Betreiberin des Dorfladens. Sie deckt damit einen Teil ihrer Stromkosten und tauscht dafür Produkte ein. Dann gibt es Bier gegen Kilowatt.

Das Konzept klingt komplex, die Nutzung soll aber sehr einfach werden, erklärt Kai Siefert von Riddle & Code. Der Wiener Blockchain-Spezialist will mit einer Echtzeitdatenplattform und künftig dem Stanzer Taler dazu beitragen, dass der Eigenverbrauch bei Strom erhöht wird und Stromkosten für die Mitglieder der Energiegemeinschaft sinken.

Wein und Kaffee

Bereits jetzt für Produkte mit Strom bezahlen können Menschen in Wien und Niederösterreich, die eFriends benutzen. Die Plattform vernetzt private Stromproduzenten und Verbraucher und bietet seit einiger Zeit eine Funktion, bei der man anderen Mitgliedern Strom spenden kann, etwa karitativen Einrichtungen. Darauf aufbauend wurde nun die Tauschmöglichkeit „Kilo gegen Watt“ ins Leben gerufen. Wer dem Marchfelder Lieferdienst Ögreissler bei eFriends Strom spendiert, bekommt im Gegenzug Einkaufsgutscheine. Für die ersten 100 Kilowattstunden gibt es 50 Euro. Dafür kann man Lebensmittel, Wein und andere regionale Produkte bestellen, die dann per Elektroauto oder Fahrrad zugestellt werden.

In einem Kaffeehaus im Energiekompetenzzentrum Solar.One im burgenländischen Stegersbach konnte man mit Strom bezahlen – und zwar im Rahmen des multinationalen EU-Forschungsprojekts CLUE. Im Burgenland ging es darum, auszuprobieren, wie sich Strom per Blockchain tokenisieren und zum Zahlungsmittel machen lässt – ganz so, wie es auch im steirischen Stanz im Mürztal passieren soll.

Kurier

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