Keine Strom-Einspeisung bis 2031: Das lange Warten bei der Photovoltaik

10. August 2023, Linz

Extremfall im Mühlviertel – österreichweit dauert es im Schnitt bis zu vier Monate

Zehntausende Haushalte in Oberösterreich haben auf ihren Dächern Photovoltaik-Anlagen gebaut oder wollen welche errichten. Das Stromnetz ist dem jüngsten Ansturm aber nicht gewachsen.


Ein besonderes Beispiel gibt es im nordöstlichen Mühlviertel. Ebner Strom mit Sitz in Königswiesen ist ein regionaler Netzbetreiber mit rund 6200 Kunden und 7300 Zählpunkten in gut zehn Gemeinden (Nieder- und Mittelspannungsleitungen bis 30 kV, 205 Trafostationen). Etwa 1200 PV-Anlagen speisen in das Netz von Ebner ein. Die Errichtung weiterer Anlagen für den Eigenbedarf ist zwar möglich, aber Ebner hat schon bei rund 150 Kunden die Einspeisung von erzeugtem Überschussstrom ins Netz abgelehnt, also auf null Kilowatt begrenzt – und stellt in Aussicht, dass das bis ins Jahr 2031 so bleiben wird.


Umspannwerk fehlt
Der Strombedarf in der Netzregion von Ebner beträgt elf Megawatt. Aber schon jetzt werden 18 Megawatt ins Ebner-Netz eingespeist. „Mehr können wir nicht in das höherrangige Netz transportieren. Es fehlen ein Umspannwerk und eine 110-kV-Leitung in der Region, an die wir den zusätzlichen Überschuss-Strom übergeben könnten“, sagt Geschäftsführer Martin Hojas: „Im Netzausbau-Plan des Landes ist ein Umspannwerk der Linz Netz im Raum Bad Zell/Pierbach vorgesehen, aber die Perspektive ist, dass das auch angesichts der Dauer der Genehmigungsverfahren nicht vor 2031 in Betrieb genommen wird.“


Aus heutiger Sicht seien die technischen Möglichkeiten also so beschränkt, dass die Einspeisung nicht früher möglich sein werde. „Wir sind mit Linz Netz in enger Abstimmung, um bis dahin Überbrückungslösungen zu finden.“ Diese würden die angespannte Situation maximal erleichtern, aber nicht auflösen. Den Kunden empfehle man, die PV-Anlagen auf ihren Bedarf auszulegen und die Eigennutzung, zum Beispiel mit einem Stromspeicher, zu erhöhen.
„Wir haben hier einen Extremfall, der den Ernst der Lage verdeutlicht“, sagt Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Photovoltaic Austria. Auch in anderen Netzabschnitten in Österreich gebe es immer öfter Situationen, wo private PV-Anlagenbetreiber gar nicht oder nur einen Teil des erzeugten Stroms einspeisen könnten. Das Netz sei zu wenig ausgebaut worden.


Durchschnittlich zwischen zwei Wochen und vier Monaten warten Projektwerber in Österreich auf einen Netzzugangsvertrag. „62 Prozent der Mitglieder von Photovoltaic Austria sehen für die Zeit bis 2030 die Netze als größten Flaschenhals für den PV-Ausbau in Österreich“, sagt Immitzer: „Eine Wartezeit von acht Jahren stoppt jede weitere Planung. Das ist inakzeptabel.“


„Laufend Maßnahmen“
Die Linz Netz, Tochter der Linz AG, gibt zum Thema Ebner keine konkrete Stellungnahme ab. Mitgeteilt wird, dass man „laufend Verstärkungsmaßnahmen auf allen Netzebenen, wie das Umspannwerk Rainbach und den Ersatzneubau des Umspannwerks Friensdorf“, realisiere. Das Interesse an PV-Anlagen sei enorm gestiegen. 2022 hat die Linz Netz selbst rund 9600 Anträge bearbeitet, was in etwa einer Verdreifachung binnen eines Jahres entsprach und einer Verzehnfachung im Vergleich zu 2019. In der ersten Jahreshälfte 2023 sei der Andrang ähnlich groß wie im Vorjahr.
„Wir bewilligen den Großteil der Anträge in vollem Umfang. Sollte es dennoch vereinzelt zu einer Begrenzung der Einspeiseleistung kommen, können Kunden ihre PV-Anlagen trotzdem in der geplanten Größe bauen und für den Eigenbedarf nutzen“, so Linz Netz.


„Mehr als 18 Megawatt können wir nicht ins höherrangige Netz transportieren. Wir empfehlen den Kunden Stromspeicher.“


Martin Hojas, Geschäftsführer Ebner Strom
„62 Prozent der Mitglieder von Photovoltaic Austria sehen bis 2030 die Netze als den größten Flaschenhals für den PV-Ausbau.“


Vera Immitzer, Geschäftsführerin Photovoltaic Austria

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