Netzausbau kostet 30 Milliarden Euro bis 2030: Wer soll dafür bezahlen?

6. März 2024

Energiewende stellt neue Anforderungen, Netzbetreiber und Wirtschaft hoffen auf Hilfe vom Staat

Energie werde in ganz Europa teurer bleiben als vor der Krise, sagte Gabriel Felbermayr, Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts, am Sonntag in der ZIB2. Mit staatlichen Subventionen gegenzusteuern sei nicht sinnvoll, denn der Strukturwandel sei nicht aufzuhalten.

Die Großhandelspreise von Strom haben sich im Vergleich zu den Rekordwerten der vergangenen Jahre weitgehend normalisiert, auch die Endverbraucherpreise für Haushaltsenergie wirkten zuletzt inflationsdämpfend. Auf die Verbraucher kommen mittelfristig trotzdem hohe Kosten zu, denn die Stromnetze müssen im Zuge der Energiewende deutlich ausgebaut werden. Die Branchenvertretung Oesterreichs Energie geht davon aus, dass bis 2030 österreichweit 30 Milliarden Euro in neue und bestehende Kraftwerke investiert werden müssen, um die Ausbauziele zu erreichen. Noch mal so viel Geld werde für den Ausbau der Stromnetze gebraucht, etwa zu zwei Dritteln für die Verteilernetze und zu einem Drittel für die Übertragungsnetze. Bei den Netzkosten könne „der Staat schon das eine oder andere tun“, sagte Felbermayr. Die Debatte, wie die anfallenden Kosten verteilt werden, läuft bereits.

Das Forum Versorgungssicherheit, in dem mehrere Netzbetreiber organisiert sind, schlug zum Beispiel einen staatlichen Infrastrukturfonds vor, aus dem dann Mittel für den Netzausbau verteilt werden sollten. Der wirtschaftsnahe Thinktank Oecolution forderte zuletzt, dass der Ausbau der Stromnetze nicht über Netzgebühren, sondern zur Gänze aus dem Budget finanziert werden solle. Das würde die Unternehmen entlasten, so die Argumentation. Die Kosten würden dadurch nicht gesenkt, sondern nur anders verteilt: Insbesondere Unternehmen mit einem hohen Energieverbrauch würden dadurch voraussichtlich billiger aussteigen, die Kosten auf die Allgemeinheit abgewälzt. Reale Einsparungen könnte es hingegen geben, wenn „netzdienliches Verhalten“ belohnt würde, argumentiert Oesterreichs Energie. Zum Beispiel über eine Abgabenbefreiung für Stromspeicher, die eingesetzt werden, um Verbrauchs- und Produktionsspitzen zu glätten. Die Ausrollung der digitalen Stromzähler (Smart Meter) soll volatile Tarife ermöglichen. Strom wäre dann in Phasen des Überangebots billiger, als wenn gerade viel nachgefragt wird.

Stromnetz im Wandel

Die österreichischen Stromnetze wurden in ihrer Grundstruktur darauf ausgelegt, den Strom von großen Kraftwerken zu den Verbrauchern zu bringen. Die Kapazitäten sind also dort am größten, wo der Strom produziert wird und wo der meiste Strom verbraucht wird.

Das ändert sich mit dem Erneuerbaren-Ausbau, denn neue Windparks oder Photovoltaikanlagen entstehen über das Netzgebiet verteilt und oft wird die dort erzeugte Energie nicht in der Region gebraucht, in der sie gewonnen wird. Der PV-Boom führt auch dazu, dass immer mehr Kunden Strom einspeisen wollen. Dazu kommt, dass die Produktion aus Windkraft und PV mit dem Wetter starken Schwankungen ausgesetzt sind. Die Strombranche fordert deswegen, dass die Einspeisung zu Spitzenzeiten gedrosselt werden kann.

Kurier

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