Biege links ab, um günstig aufzuladen

11. September 2023

Mobilität. Eine dynamische Zuweisung von E-Autos zu bestimmten Ladestationen während der Fahrt könnte Nerven, Geldbörsen und das Klima schonen. Derzeit wird erforscht, wie das funktionieren könnte

Mit einem Elektroauto längere Strecken zurückzulegen, ist manchmal nicht ganz einfach. Sind Zwischenstopps bei einer Ladestelle erforderlich, ist ein wenig Planung gefragt. Eigene Apps wissen gut darüber Bescheid, welche Ladestation gerade frei ist. Kommt man dann aber hin, ist sie vielleicht schon von jemand anderem besetzt. Das Ganze könnte einfacher funktionieren.

Im Forschungsprojekt „eAlloc“ wird eine Lösung gesucht, mit der E-Auto-Fahrer Tipps bekommen, wo auf ihrer Route sie genau welche Ladestation ansteuern sollten, um möglichst komfortabel und günstig zu tanken. Davon sollen nicht nur ihre Nerven und Geldbörsen profitieren, sondern auch das Klima, indem genau dann aufgeladen wird, wenn gerade viel erneuerbare Energie ins Stromnetz eingespeist wird.

Nachricht am Handy

Wie Roland Kuras, Geschäftsführer der Energieberatung PowerSolution, schildert, könnte es künftig beispielsweise eine Handy-App geben, in der man die Zeit und das Ziel der Fahrt eingibt. Zur Mittagszeit an einem sonnigen Tag könnte man dann während der Fahrt per Nachricht darauf hingewiesen werden, dass es sinnvoll wäre, in einer halben Stunde bei einer bestimmten Ladestation eine Pause einzulegen.

„Jetzt macht es Sinn, eine kurze Rast einzulegen. Damit wird dein E-Auto schnell, günstig und ökologisch aufgeladen“, sei die Botschaft an Fahrer, so Kuras. Natürlich habe nicht jeder E-Auto-Fahrer jederzeit die Möglichkeit, solchen Tipps zu folgen. „Aber wenn ich die Fahrtstrecke einteilen kann, dann bietet das einen Anreiz und hat eine netzdienliche Funktion“, sagt der Energieexperte.

Wünschenswert wäre, wenn man Ladestellen auch gleich reservieren könnte. Diese Möglichkeit existiert derzeit noch nicht. Technisch sei das aber lösbar. Ladestellenbetreiber seien bereits aufgrund von Roamingverträgen (mit der Ladekarte eines Anbieters bei der Ladestelle eines anderen Anbieters aufladen) gut miteinander vernetzt.
Bei der Suche nach Ladestationen sollen auch Präferenzen der Fahrer berücksichtigt werden, etwa ob es einen Supermarkt oder ein Restaurant in der Nähe gibt.

Versuche mit Menschen

An dem Projekt beteiligt sind TU Wien, Universität für Weiterbildung Krems, Linz Strom, Linz Netz, Bosch und PowerSolution.

Für das Forschungsprojekt werden automatische Simulationen und Simulationen mit menschlichen Versuchspersonen durchgeführt, um verschiedenste Szenarien durchzuspielen. Persönliche Vorlieben werden in Workshops herausgearbeitet.

Das Fahren mit Elektroautos solle durch die dynamische Zuordnung zu Ladestellen am Ende attraktiver werden, meint Kuras. Elektromobilität verlange gegenüber Autos mit Verbrennungsmotor ein Umdenken.

Aber: „Das E-Auto der Zukunft ist multifunktional. Es ist nicht nur ein Transportmittel, sondern erfüllt auch die Funktion eines Stromspeichers.“ Die Summe an Elektrofahrzeugen könne mit ihren Batterien und bidirektionalem Laden bei Bedarf das Stromnetz unterstützen. Vielen Nutzern von E-Autos sei das Potenzial bewusst, mit ihrem Fahr- und Ladeverhalten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können.

Kurier

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