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Ein griechischer Konzern träumt von sauberem Wüstenstrom

25. Jänner 2023

Griechenland soll eine Drehscheibe für Ökostrom werden. Es gibt allerdings einen Haken.

Gerd höhler athen. Solarstrom sogar bei Schneefall, Windkraft auch bei Flaute: Ein Stromkabel von Nordafrika nach Europa soll das möglich machen. Das zumindest ist die Vision eines griechischen Energiekonzerns. Schon Ende des Jahrzehnts könnte demnach der Ökostrom aus Ägypten nach Griechenland fließen und von dort vielleicht gar nach Österreich und Deutschland.

Das geplante Kabel soll vom Küstenort El Sallum im Nordwesten Ägyptens über eine Strecke von 950 Kilometern durchs Mittelmeer nach Attika in Griechenland führen.

Es wäre nach heutigem Maßstab das längste und mit einer Kapazität von 3000 Megawatt (MW) eines der leistungsfähigsten Unterseekabel der Welt. Die Pläne für die sogenannte Greece-Egypt Interconnection (GREGY) stammen von der griechischen Copelouzos Group.

Das Unternehmen betreibt Kraftwerke, ist im Flughafenmanagement, Tourismus und als Immobilienentwickler tätig. Um die Energie für das Kabel zu erzeugen, will Copelouzos im ägyptischen Wadi El Natrun riesige Solaranlagen und Windparks mit einer Leistung von 9,5 Gigawatt errichten. Von dort sollen Überlandleitungen den Strom etwa 500 Kilometer weit nach El Sallum transportieren. Dort beginnt das Unterwasserkabel.

Das Projekt gilt wegen der langen Übertragungswege und der großen Wassertiefen im Mittelmeer zwischen Ägypten und Griechenland als technisch anspruchsvoll. Zwei Drittel des Stroms will Griechenland selbst verbrauchen, unter anderem für die Produktion von grünem Wasserstoff. Ein Drittel soll exportiert werden.

Salzburger Nachrichten

Wie weit wir von den Klimazielen weg sind

25. Jänner 2023

Analyse. Das von Krieg und Krise geprägte vergangene Jahr hat uns dem 1,5-Grad-Ziel nicht näher gebracht. Immerhin steigt die Nutzung erneuerbarer Energien an. Österreich könnte weit mehr tun

Im vergangenen Jahr sah man an einer ganzen Reihe von Ereignissen, wie sehr die Klimakrise das Leben von Menschen rund um den Globus beeinträchtigt. Es gab lange anhaltende Dürreperioden, gigantische Waldbrände, Flutkatastrophen und Hitzewellen. Dennoch wird weiterhin zu wenig getan, um das große Ziel zu erreichen. Laut Pariser Klimaabkommen sollte die Durchschnittstemperatur der Erdatmosphäre bis 2100 um nicht mehr als 1,5 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Zeiten ansteigen. Aktuell stehen wir bereits bei 1,2 Grad. Wenn es mit derzeitigen politischen Maßnahmen so weitergeht, landen wir bei 2,7 Grad. Die Folge wäre eine Kettenreaktion,
die sich nicht mehr stoppen lässt, Artensterben, weltweite Nahrungsmittelknappheit und immer schwerere Naturkatastrophen.

„Wahnsinn“

Seit Jänner 2022 gibt es für den Klimaschutz erschwerte Bedingungen: Russlands Invasion der Ukraine, Energiekrise und Teuerungswelle. In diesem Umfeld verliert man die Klimaziele leichter aus den Augen. „Emissionsseitig war es kein erfreuliches Jahr“, sagt Klimatologe Harald Rieder, Obmann des Climate Change Centre Austria. „Nach dem Einbruch durch die Covid-Pandemie ist der Treibhausgasausstoß wieder nach oben geschnellt.“

In der internationalen Zusammenarbeit habe es kaum Fortschritte gegeben, sagt Reinhard Steurer, Experte für Klimapolitik an der Universität für Bodenkultur. „Die Klimakonferenz COP27 in Ägypten ist in Bezug auf Emissionssenkungen komplett gescheitert. Die COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten dieses Jahr wird vom Ex-Chef einer Ölfirma geleitet. Das drückt ziemlich gut den Wahnsinn aus, in dem wir uns bewegen.“

Im vergangenen Jahr hat es aber auch positive Entwicklungen gegeben. Die Kapazität erneuerbarer Energien ist um acht Prozent gestiegen. Die bisherige Abhängigkeit von Russland motiviere viele Staaten zu einer stärkeren Dekarbonisierung.

Bei Österreichs Klimaschutz gibt es Licht und Schatten. Im Climate Change Performance Index, einer von Forschungsinstituten erstellten internationalen Rangliste, klettert Österreich fünf Plätze hoch auf Rang 32. Hauptgründe dafür sind die Einführung einer CO₂-Bepreisung sowie das Klimaticket.

Kurier