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MEHR ALS 2 MILLIARDEN

28. April 2022

Euro gibt die österreichische Volkswirtschaft jährlich für Erdgas-Importe aus. Über 80 %davon kommen aus Russland. n Quelle: Erneuerbare Energie Österreich

18 Staaten weltweit können auf ein Jahrzehnt rückläufiger absoluter Emissionen zurückblicken. In den Industriestaaten zusammengenommen sind die fossilen Emissionen seit 2010 um etwa 10 % zurückgegangen. Dennoch sinken in keinem einzigen Land die Pro-Kopf-Emissionen genügend schnell, um einen Anstieg von 1,5 °C oder höher bis Ende des Jahrhunderts zu vermeiden. n Quelle: »Third part of the Sixth Assessment Report, Climate Change 2022«, IPCC, Greenpeace 79 % Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus -von der Herstellung über den Betrieb und die Energiebereitstellung bis zur Entsorgung -verursachen E-Autos um bis zu 79 %weniger Treibhausgas-Emissionen als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Vorausgesetzt, es wird ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen eingesetzt. n Quelle: Klima-und Energiefonds, Umweltbundesamt, VCÖ 81 % der deutschen Entscheider*innen finden, dass sich Firmen stärker für die Klimaschutzziele einsetzen sollten (außerhalb der DACH-Region sind es 91 %). Gleichzeitig gehen viele von einem steigenden Energieverbrauch aus. Treiber dafür sind Wachstum (67 %) und Automatisierung (62 %). n Quelle: »Energieeffizienz im Materialfluss«, Marktforschungsinstitut Schlesinger, Interroll 54 % beträgt der weltweite Zuwachs bei den Netto-Treibhausgas-Emissionen über alle Staaten gerechnet seit dem Beginn der Verhandlungen der internationalen Klimadebatte im Jahr 1990. n Quelle: IPCC, Greenpeace 2,3 % Im Falle anhaltender kriegerischer Auseinandersetzungen in der Ukraine wird sich das Wachstum des österreichischen BIP für 2022 von Anfang des Jahres prognostizierten 4,2 %auf 2,3 %reduzieren. Bei einer Blockbildung in Osteuropa zwischen Russland und verbündeten Staaten wie Belarus droht ein Rückgang auf 2,0 %BIP-Wachstum. n Quelle: Strategy & 117,3 % Die Großhandelspreise sind im März 2022 um 25,6 %gestiegen -verglichen mit dem März des Vorjahres. Hauptverantwortlich war eine hohe Preisdynamik bei sonstigen Mineralölerzeugnissen (+117,3 %), festen Brennstoffen (+87,2 %), Düngemitteln und agrochemischen Erzeugnissen (+80,2 %) sowie bei Eisen und Stahl (+72,3 %). Massive Preisauftriebe gab es ebenso bei Motorenbenzin inkl. Diesel (+67,4 %), Getreide, Saatgut und Futtermitteln (+61,9 %) sowie bei Nicht-Eisen-Metallen (+50,2 %). n Quelle: Statistik Austria Punkte erreicht der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) im Mai 2022 bezogen auf das Basisjahr 2006 (100 Punkte). Gegenüber April 2022 steigt der ÖSPI um 19,6 %. Im Vergleich zum Mai des Vorjahres 2021 liegt der Index um 205,4 %höher.

Energiereport

Strom könnte billiger sein

27. April 2022, Wien

Die EU-Staaten können Haushalten und Betreibern unter die Arme greifen und einige machen es stärker als andere. Damit soll der europäische Energiemarkt gerettet werden.

„Größter österreichischer Stromkonzern produziert rund 30 TWh aus Wasserkraft. Auf den Handelsmärkten ist der Preis für Lieferungen 2023 in einem Jahr von 55 auf 210 Euro/MWh gestiegen. Bei unveränderten Kosten ist das ein Extraprofit von 4,2 Mrd. Euro. Wer zahlt das?“, schrieb Ex-SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern kürzlich auf Twitter. Als früherer Verbund-Vorstand weiß Kern natürlich, dass vier Fünftel des Stroms über Termingeschäfte nach speziellen Regeln verkauft werden. Der Absatzpreis des Konzerns, der 2021 mit 54 Euro je Megawattstunde (MWh) um 22 Prozent höher lag, wird heuer noch stärker steigen. Jeder Euro je MWh zusätzlich erhöht das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen des Verbunds um 25 Mill. Euro, rechnete Finanzchef Peter Kollmann vor Kurzem vor.

Die Verbund AG, zu 51 Prozent in Staatsbesitz, ist der größte, aber nicht der einzige Profiteur der Strompreiskapriolen. Landeseigene Versorger mit Wasserkraftwerken wie die Tiroler Tiwag oder teils die Salzburg AG melden ebenfalls sprudelnde Gewinne. Stromverbraucher, Gewerkschafter und Opposition rufen jetzt nach Sonderdividenden, Abgabensenkungen und mehr: Strom aus heimischer Wasserkraft werde gleich billig wie bisher produziert. Die Politik müsse nur – wie etwa in Spanien – die Preise regulieren, argumentiert auch Kern.

Die Energieversorger lehnen solche Eingriffe naturgemäß ab. Auch die Regulierungsbehörde sieht sie kritisch. „Es hat zwei Jahrzehnte gebraucht, Ineffizienz und Protektionismus wegzukriegen“, sagt Johannes Mayer, Preisexperte der E-Control. Vor 20 Jahren haben die EU-Staaten ihre abgeschotteten Energiemärkte mit viel Mühe geöffnet. Der Strommarkt blieb streng geregelt, um Blackouts zu verhindern und Investitionen zu sichern. Die Preise sanken aber, weil Strom nun aus den jeweils günstigsten Kraftwerken kam, wo immer sie stehen. Auch Österreich muss im Winter bis zu 40 Prozent Strom importieren, wenn Wasser, Wind und Sonnenkraft nicht reichen, dafür wird im Sommer exportiert.
„Früher war der Strompreis kostengetrieben“, sagt Energieberater Walter Boltz, „und das war sauteuer.“ Überall wurden zu viele Kraftwerke gebaut, weil sie die Stromkunden bezahlt haben. Trotz Wasserkraft sei der Strompreis damals höher als 2019 – das letzte „normale“ Jahr – gewesen, erinnert sich der frühere Chef der E-Control.

Salzburger Nachrichten