Energie- und Klimawende. ÖAMTC-Experte Wiesinger sieht ebenso wie Industriellen-Präsident Knill grobe Mängel bei Energiestrategie. Wiesinger wirft Gewessler „Pippi Langstrumpf“-Zugang bei Energiezukunft vor
Gleich zu Beginn überrascht ÖAMTC-Experte Bernhard Wiesinger im KURIER-Gespräch: Ja, auch der ÖAMTC ist der Ansicht, dass die Ökostromziele bis 2030 erreicht werden können. Diese sehen vor, dass die Treibhausgas-Emissionen in allen Bereichen – also etwa beim Verkehr oder bei den Gebäuden – um mehr als die Hälfte (im Vergleich zu 2019) sinken müssen.
Aber, so Wiesinger: sicher nicht mit den aktuellen Maßnahmen. „Weil die setzen ausschließlich auf die Elektromobilität.“ Es brauche vielmehr eine Technologie-Offenheit und damit einen Zugangzu synthetischen und biogenenKraftstoffen, also E-Fuels.
Hürden bei E-Fuels
Dabei wird in sehr großen Elektrolysen Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespaltet. Dann wird chemisch der Wasserstoff unter anderem mit CO₂ verbunden und daraus künstlicher Diesel oder ebensolches Benzin erzeugt.
Das Problem dabei (abgesehen von den hohen Produktionskosten): Dafür braucht mehr sehr viel „grünen“ Strom aus nachhaltigen Quellen wie Wind oder Wasser. Mehr als in Österreich produziert werden kann, glaubt Wiesinger: „Wir werden ohnehin nicht ohne Energieimporte auskommen können, weil sehr viele Prozesse sehr viel saubere Energie benötigen.“
Wiesinger schlägt vor, dass dort, wo viel Windkraft möglich ist (Wiesinger nennt etwa Island) oder die Sonne sehr viel stärker scheint (Wiesinger nennt Nordafrika) der Wasserstoff und diese E-Fuels produziert werden sollen. „Damit ändert sich auch nichts am Verteilmodus an den Tankstellen, nur am Produkt.“ Eine weitere Hürde sei außerdem noch, ob die EU die E-Fuels als saubere Alternative erlaubt. Derzeit ist das nicht der Fall.
Kurier