Russland fährt die Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 weiter zurück. Gazprom verweist auf technische Probleme, die deutsche Regierung hält das für politisch motiviert und spricht von einer angespannten Lage. Österreich gibt vorerst Entwarnung.
Und plötzlich kommt 60 Prozent weniger Gas an, als dies normalerweise der Fall ist. So geschehen schon am Fronleichnamstag, und so ist es weitergegangen auch gestern, Freitag. Geht es nach Gazprom, dem russischen Gasmonopolisten, wird die Liefereinschränkung bei der betroffenen Pipeline Nord Stream 1, einer der Hauptschlagadern im Gastransit von Ost nach West, noch einige Zeit anhalten.
Frage: Was ist das Problem?
Antwort: Gazprom argumentiert mit technischen Problemen, warum die Kapazität der Ostseepipeline Nord Stream 1 zurückgefahren werden musste.
Frage: Welcher Art sind die Probleme?
Antwort: Siemens Energy hat 2009 Gasturbinen für eine Verdichterstation der Nord-Stream-1-Pipeline geliefert. Die Anlagen treiben Verdichter an, die für die Druckerhöhung des Erdgases in der Pipeline erforderlich sind. Diese Turbinen wurden in Kanada gefertigt und sind seit mehr als zehn Jahren im Einsatz. Um den Betrieb der Pipeline aufrechtzuerhalten, ist es notwendig, diese Turbinen regelmäßig zu überholen. Dies sei aus technischen Gründen ausschließlich in Kanada möglich, heißt es bei Siemens.
Frage: Warum werden die nicht einfach geliefert und alles ist gut?
Antwort: Wegen der von Kanada verhängten Sanktionen gegen Russland sei es derzeit nicht möglich, die überholten Gasturbinen an den Kunden zu liefern, heißt es.
Frage: Verhindern die Sanktionen die Auslieferung?
Antwort: Jedenfalls erleichtern sie das Ganze nicht. Ob aber wirklich ein Hinderungsgrund vorliegt, darüber sprechen nach Angaben des deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck (Bündnis 90 / Die Grünen) deutsche und kanadische Behörden seit Tagen – Ausgang noch ungewiss.
Frage: Ist der Einbruch der Liefermenge auf 40 Prozent mit der Wartung erklärbar?
Antwort: Experten und Expertinnen sagen: in der Höhe nie und nimmer. Auch die Bundesnetzagentur in Bonn hat das Vorgehen Moskaus als „technisch nicht zu begründen“ bezeichnet. Minister Habeck seinerseits sagt: „Die Begründung der russischen Seite ist schlicht vorgeschoben. Es ist offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben.“
Der Standard