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Rüsten für den Ernstfall

20. Mai 2022

Mehr Reserven an Gas, das nicht aus Russland kommt, dazu die Anbindung eines der größten Speicher in Haidach an das österreichische Gasnetz: Damit will die Regierung die Versorgungssicherheit im nächsten Winter garantieren.

Die starke Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland macht auch der Bundesregierung zunehmend Sorgen. Mit einem Maßnahmenpaket soll die wackelnde Versorgungssicherheit für den kommenden Winter sichergestellt werden.
Frage: Warum erst jetzt? Spätestens seit dem 24. Februar, dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, ist doch Feuer am Dach.

Antwort: Die Schrecksekunde hat in Österreich etwas länger gedauert als beispielsweise in Deutschland. Dort ist die Abhängigkeit von russischem Gas durch Sparaufrufe und Anzapfen alternativer Quellen von 55 Prozent Anfang des Jahres auf jetzt 35 Prozent gesunken. Österreich ist noch immer zu 80 Prozent von russischen Gaslieferungen abhängig. Das soll sich ändern bis Jahresende.

Frage: Inwiefern?

Antwort: Um etwa zehn Prozentpunkte soll die Abhängigkeit sinken. Statt zu 80 Prozent wäre Österreich dann höchstens zu 70 Prozent noch abhängig von Lieferungen aus Russland.

Frage:Wie soll das gehen?

Antwort: Durch die eben beschlossene Aufstockung der sogenannten strategischen Gasreserve. Statt eines durchschnittlichen Monatsverbrauchs soll über Ausschreibungen, die vom Marktgebietsmanager Austrian Gas Grid Management AG (AGGM) vorgenommen wird, nun Gas akquiriert und gespeichert werden, das für etwa zwei Monate reicht. Und weil dieses Gas nicht aus sibirischen Gasfeldern kommen soll, sondern über Pipelines aus Norwegen oder per Schiff in verflüssigter Form (LNG) aus anderen Regionen der Welt, würde der russische Gasanteil um besagte zehn Prozentpunkte sinken.

Der Standard

Kampf gegen die „Fehler der Vergangenheit“

20. Mai 2022

Gasversorgung. Energieministerin Gewessler will die Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren. Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen zu den neuen Regeln der Regierung

Die Bundesregierung hat ein Maßnahmenpaket vorgestellt, um die Versorgung mit Erdgas zu sichern und die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren. Erdgas deckt ein Fünftel des gesamten Energieverbrauches in Österreich ab – und es kommt zum allergrößten Teil vom russischen Staatskonzern Gazprom.

Bis jetzt liefert dieser zwar vertragsgemäß, allerdings gilt Putins Russland nicht mehr als zuverlässiger Handelspartner. Kurzfristig ist aber weder ausreichend Gas am Weltmarkt verfügbar, um russisches Gas europaweit zu ersetzen, noch gibt es auf anderen Routen ausreichende Infrastruktur für den Transport. Man könne „die Fehler der Vergangenheit nicht schnell ungeschehen machen“, sagte am Mittwoch die zuständige Ministerin Leonore Gewessler (Grüne).
Heute, Donnerstag, soll eine Novelle des Gaswirtschaftsgesetzes im Parlament eingebracht werden.

Wie viel Gas verbraucht Österreich? Vergangenes Jahr hat Österreich 96,3 Terawattstunden (TWh) Gas verbraucht. Eine Terawattstunde ist eine Milliarde Kilowattstunden. Eine Kilowattstunde ist die Menge Energie, die ein Gerät mit 1.000 Watt (1 kW) Leistung in einer Stunde verbraucht. Ein Drei-Personen-Haushalt mit 100 Wohnfläche verbraucht jährlich etwa 16.000 bis 19.000 kWh Gas. Die österreichischen Gasspeicher fassen mit 95,5 TWh etwa einen Jahresbedarf.
Wer ist für die Einspeicherung zuständig? Die Gasspeicher werden von privatwirtschaftlichen Unternehmen betrieben (siehe Grafik). Diese müssen über das gesamte Jahr genug Gas einkaufen, um ihre Lieferverträge zu erfüllen. Typischerweise steigen die Pegel im Sommer und fallen im Winter, wenn mehr Gas verbraucht wird. Den tiefsten Wert erreichen sie für gewöhnlich am Ende der Heizsaison.

Kurier