Zertifikate. Die Energiewende gewinnt mit der Ukraine-Krise an Fahrt. Zugleich haben viele Branchentitel kräftig korrigiert. Soll man die Chance nutzen?
Die Folgen der Ukraine-Krise ziehen immer weitere Kreise auf Europas Energiemarkt. Mitte Mai stellte die Ukraine den Transit von russischem Gas im Gebiet Luhansk ein. Die Folgen daraus bekommen einzelne EU-Mitgliedsländer unterschiedlich zu spüren. Österreich deckt gut 80 Prozent seines Gasbedarfs mit Lieferungen aus Russland ab. Im Schnitt machen russische Gasimporte innerhalb der EU 40 Prozent aus.
Die EU arbeitet mit Hochdruck an der Umsetzung ihres Klimapakets, auch um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland noch schneller zu senken. Dazu zählt das raschere Vorantreiben der geplanten Energiewende. Bis 2030 sollen 45 Prozent der Energie in der EU aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden — anstatt wie bisher vorgesehen 40 Prozent. Und damit würde auch die Kapazität der sauberen Energien auf gut 1236 Gigawatt steigen, im Vergleich zu derzeit 511 Gigawatt.
EU erhöht den Druck
Unter anderem soll die Anzahl der Solarstromanlagen bis 2028 mehr als verdoppelt werden. Damit würde die Gesamtkapazität auf 300 Gigawatt steigen. Der Ausbau grünen Wasserstoffs — der bei der Elektrolyse mit dem Einsatz erneuerbarer Energien hergestellt wird — steht ebenfalls im Fokus. Bis 2030 sollen insgesamt zehn Millionen Tonnen in der EU produziert und weitere zehn Millionen Tonnen importiert werden. Zugleich soll der Energieverbrauch in den kommenden Jahren gesenkt werden.
Auch in anderen Regionen steht der Ausbau erneuerbarer Energien zunehmend im Fokus. In China umfasst der neue Fünfjahresplan, der im Vorjahr vorgestellt wurde, unter anderem die nationale Energiesicherheit. Bis 2025 sollen erneuerbare Energien 20 Prozent der gesamten Energieproduktion ausmachen. Und bis 2030 soll es gar ein Viertel werden. Schon jetzt werden die Ziele kräftig forciert, wie allein der Zuwachs in der Fotovoltaik verdeutlicht. Im Vorjahr wurden in China neue Kapazitäten von rund 55 Gigawatt in diesem Bereich geschaffen — ein neuer Rekord, der heuer mit weiteren geplanten 90 Gigawatt übertroffen werden könnte.
Die Presse