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Jetzt bei Wind und Solar einsteigen?

24. Mai 2022, Wien

Zertifikate. Die Energiewende gewinnt mit der Ukraine-Krise an Fahrt. Zugleich haben viele Branchentitel kräftig korrigiert. Soll man die Chance nutzen?

Die Folgen der Ukraine-Krise ziehen immer weitere Kreise auf Europas Energiemarkt. Mitte Mai stellte die Ukraine den Transit von russischem Gas im Gebiet Luhansk ein. Die Folgen daraus bekommen einzelne EU-Mitgliedsländer unterschiedlich zu spüren. Österreich deckt gut 80 Prozent seines Gasbedarfs mit Lieferungen aus Russland ab. Im Schnitt machen russische Gasimporte innerhalb der EU 40 Prozent aus.

Die EU arbeitet mit Hochdruck an der Umsetzung ihres Klimapakets, auch um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland noch schneller zu senken. Dazu zählt das raschere Vorantreiben der geplanten Energiewende. Bis 2030 sollen 45 Prozent der Energie in der EU aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden — anstatt wie bisher vorgesehen 40 Prozent. Und damit würde auch die Kapazität der sauberen Energien auf gut 1236 Gigawatt steigen, im Vergleich zu derzeit 511 Gigawatt.

EU erhöht den Druck

Unter anderem soll die Anzahl der Solarstromanlagen bis 2028 mehr als verdoppelt werden. Damit würde die Gesamtkapazität auf 300 Gigawatt steigen. Der Ausbau grünen Wasserstoffs — der bei der Elektrolyse mit dem Einsatz erneuerbarer Energien hergestellt wird — steht ebenfalls im Fokus. Bis 2030 sollen insgesamt zehn Millionen Tonnen in der EU produziert und weitere zehn Millionen Tonnen importiert werden. Zugleich soll der Energieverbrauch in den kommenden Jahren gesenkt werden.

Auch in anderen Regionen steht der Ausbau erneuerbarer Energien zunehmend im Fokus. In China umfasst der neue Fünfjahresplan, der im Vorjahr vorgestellt wurde, unter anderem die nationale Energiesicherheit. Bis 2025 sollen erneuerbare Energien 20 Prozent der gesamten Energieproduktion ausmachen. Und bis 2030 soll es gar ein Viertel werden. Schon jetzt werden die Ziele kräftig forciert, wie allein der Zuwachs in der Fotovoltaik verdeutlicht. Im Vorjahr wurden in China neue Kapazitäten von rund 55 Gigawatt in diesem Bereich geschaffen — ein neuer Rekord, der heuer mit weiteren geplanten 90 Gigawatt übertroffen werden könnte.

Die Presse

Russland-Gas noch 15 Jahre lang

24. Mai 2022

Behindert die Eigentümerkonstruktion der Energie AG den Ausbau der alternativen Energien? „Nein, gar nicht“, antwortet Markus Achleitner, Wirtschaftslandesrat und Aufsichtsratsvorsitzender der Energie AG, auf die Frage, ob nicht die 47-Prozent-

Beteiligung von privaten Investoren (Banken) den Interessen des 53-Prozent-Mehrheitseigentümers Land OÖ zuwiderlaufe. Die Interessen sind unterschiedlich. Die Banken wollen hohe Dividenden, während das Land in die nachhaltige Stromerzeugung investieren will.

„Ich halte nichts von steuerlichen Überlegungen und gesetzlichen Eingriffen“ sagt Achleitner angesichts der Diskussion über die hohen Gewinne der Stromkonzerne aufgrund der hohen Strompreise. „Ich verstehe aber, dass man als Eigentürmer sagen kann, dass man angesichts der höheren Gewinne auch über höhere Dividenden nachdenken kann. Mein Zugang ist, dass wir durch die höheren Gewinne schneller bei Projekten wie dem Pumpspeicherkraftwerk Ebensee und dem Repowering des Kraftwerks beim Traunfall werden können.“

Achleitner rechnet damit, dass es zehn bis 15 Jahre dauern wird, dass Oberösterreich aus der 80-prozentigen Abhängigkeit vom russischen Gas aussteigen kann. Die EU hat hingegen bei ihrem Gipfel in Paris beschlossen, dass die Einfuhr von russischem Gas bis Ende des Jahres um zwei Drittel sinken soll. 2027 soll mit russischem Gas überhaupt Schluss sein. Die EU stellt für alternative Investitionen 300 Milliarden Euro bis 2030 zur Verfügung.

Die Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen boomt. Bis einschließlich Ende April wurden heuer bereits 11.502 Förderanträge beim Land OÖ gestellt. 2021 waren es 8.668, 2020 genau 6.842, 2019 waren es 3.830.

Kurier

Rüsten für den Ernstfall

20. Mai 2022

Mehr Reserven an Gas, das nicht aus Russland kommt, dazu die Anbindung eines der größten Speicher in Haidach an das österreichische Gasnetz: Damit will die Regierung die Versorgungssicherheit im nächsten Winter garantieren.

Die starke Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland macht auch der Bundesregierung zunehmend Sorgen. Mit einem Maßnahmenpaket soll die wackelnde Versorgungssicherheit für den kommenden Winter sichergestellt werden.
Frage: Warum erst jetzt? Spätestens seit dem 24. Februar, dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, ist doch Feuer am Dach.

Antwort: Die Schrecksekunde hat in Österreich etwas länger gedauert als beispielsweise in Deutschland. Dort ist die Abhängigkeit von russischem Gas durch Sparaufrufe und Anzapfen alternativer Quellen von 55 Prozent Anfang des Jahres auf jetzt 35 Prozent gesunken. Österreich ist noch immer zu 80 Prozent von russischen Gaslieferungen abhängig. Das soll sich ändern bis Jahresende.

Frage: Inwiefern?

Antwort: Um etwa zehn Prozentpunkte soll die Abhängigkeit sinken. Statt zu 80 Prozent wäre Österreich dann höchstens zu 70 Prozent noch abhängig von Lieferungen aus Russland.

Frage:Wie soll das gehen?

Antwort: Durch die eben beschlossene Aufstockung der sogenannten strategischen Gasreserve. Statt eines durchschnittlichen Monatsverbrauchs soll über Ausschreibungen, die vom Marktgebietsmanager Austrian Gas Grid Management AG (AGGM) vorgenommen wird, nun Gas akquiriert und gespeichert werden, das für etwa zwei Monate reicht. Und weil dieses Gas nicht aus sibirischen Gasfeldern kommen soll, sondern über Pipelines aus Norwegen oder per Schiff in verflüssigter Form (LNG) aus anderen Regionen der Welt, würde der russische Gasanteil um besagte zehn Prozentpunkte sinken.

Der Standard