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Russland dreht nun auch Finnland den Gashahn zu

24. Mai 2022
Die Strompreis-Diskussion dreht sich weiter - Leipzig, APA/zb

Reaktion auf Nato-Beitrittsansuchen – Österreichs Gasbranche verweist auf viel ungenutztes Potenzial an Biomethan im Land

Vorige Woche hat Russland die Stromleitung nach Finnland gekappt, heute, Samstag, wird auch der Gashahn zugedreht. Das hat Gazprom Export den finnischen Importeur Gasum Oy wissen lassen. Vordergründig wird der Schritt mit der Weigerung von Gasum begründet, die Gasrechnung in Rubel statt in Euro zu begleichen. Auch dürfte der angestrebte Nato-Beitritt Finnlands eine Rolle spielen. Moskau hat mit Vergeltung gedroht.

Damit ist Finnland das dritte Land nach Polen und Bulgarien, dem Russland kein Gas mehr liefert. Finnland kann das verschmerzen. Die Gasimporte aus Russland sind seit 2018 rückläufig, durch Lieferungen von Flüssiggas (u. a. aus dem litauischen Klaipeda) und dem Anfang 2020 fertiggestellten sogenannten Baltic Connector kommt Gas abseits der russischen Route ins Land.

Spannend bleibt es auch in den kommenden Tagen. Noch im Mai muss auch OMV Geld für russisches Gas überweisen, gemäß Sanktionen nicht, wie von Putin verlangt, in Rubel, sondern so wie bisher in Euro.

Die Kunden aus dem Westen zahlen in Euro oder Dollar auf ein Konto bei der hauseigenen Bank des russischen Energiekonzerns Gazprom ein. Seit geraumer Zeit laufen im Hintergrund Verhandlungen der EU mit Moskau. Als Kompromiss gelten nun sogenannte K-Konten: Kunden wie OMV zahlen in Euro auf ein Konto bei der Gazprombank ein. Diese tauscht den Betrag in Rubel um und überweist ihn auf das eigentliche Geschäftskonto. Auf diese Weise kann die EU behaupten, sie habe in Euro oder Dollar gezahlt – und der Kreml kann sagen, die Zahlung sei in Rubel angekommen. Ob dies tatsächlich so ist, wird man spätestens übernächste Woche wissen.

Der Standard

Moskaus stumpfe Waffe

24. Mai 2022

Bulgarien koppelt sich ab. Wie das Land im Osten der EU Russlands Gas-Stopp verkraftet.

Stell dir vor, Russland dreht das Gas ab, aber keiner merkt es. So ist es derzeit in Bulgarien. Am 27. April stellte der russische Staatskonzern Gazprom seine Erdgaslieferungen an Bulgarien ein.

Der Grund: Die bulgarische Gesellschaft Bulgargaz weigerte sich, die Rechnungen in Rubel zu bezahlen. Doch obwohl Bulgarien bis dahin 90 Prozent seines Gasverbrauchs aus Russland bezog, macht sich der Lieferstopp für die privaten Haushalte und die gewerblichen Abnehmer nicht bemerkbar. Versorgungsengpässe oder Rationierungen gibt es nicht. Die Kunden von Bulgargaz können sogar hoffen, in Zukunft niedrigere Gasrechnungen zu bekommen.

Als der neue Regierungschef Kiril Petkow vergangene Woche von einem Arbeitsbesuch in Washington nach Sofia zurückkehrte, brachte er eine gute Nachricht mit: Schon im Juni soll Bulgarien die erste Lieferung von verflüssigtem Erdgas (LNG) aus den USA bekommen – zu Preisen, die etwas unter denen von Gazprom liegen, wie Petkow nach seinem Gespräch mit US-Vizepräsidentin Kamala Harris berichtete. Das amerikanische Gas soll Bulgarien über LNG-Terminals in Griechenland und der Türkei erreichen. Ein langfristiger LNG-Liefervertrag mit einer US-Gesellschaft soll zu Preisen weit unter denen der ersten Lieferungen geschlossen werden, kündigte Petkow an.D amit spart Bulgarien bares Geld. Das Land profitiert vom russischen Lieferstopp. Denn der jetzt von Gazprom einseitig aufgekündigte Vertrag enthielt eine „Take or Pay“-Klausel: Danach hätte Bulgargaz 80 Prozent der vereinbarten Liefermenge bezahlen müssen, auch wenn das Land weniger Gas abnimmt.

Dass Bulgarien den Lieferstopp so gut verkraftet, hat vor allem zwei Gründe. Erstens verbraucht das Land mit seinen rund sieben Millionen Einwohnern nicht sehr viel Erdgas. Im vergangenen Jahr waren es 3,3 Milliarden Kubikmeter. Davon kamen zwar drei Milliarden von Gazprom. Doch diese Menge lässt sich relativ leicht ersetzen.

Salzburger Nachrichten

Jetzt bei Wind und Solar einsteigen?

24. Mai 2022, Wien

Zertifikate. Die Energiewende gewinnt mit der Ukraine-Krise an Fahrt. Zugleich haben viele Branchentitel kräftig korrigiert. Soll man die Chance nutzen?

Die Folgen der Ukraine-Krise ziehen immer weitere Kreise auf Europas Energiemarkt. Mitte Mai stellte die Ukraine den Transit von russischem Gas im Gebiet Luhansk ein. Die Folgen daraus bekommen einzelne EU-Mitgliedsländer unterschiedlich zu spüren. Österreich deckt gut 80 Prozent seines Gasbedarfs mit Lieferungen aus Russland ab. Im Schnitt machen russische Gasimporte innerhalb der EU 40 Prozent aus.

Die EU arbeitet mit Hochdruck an der Umsetzung ihres Klimapakets, auch um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland noch schneller zu senken. Dazu zählt das raschere Vorantreiben der geplanten Energiewende. Bis 2030 sollen 45 Prozent der Energie in der EU aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden — anstatt wie bisher vorgesehen 40 Prozent. Und damit würde auch die Kapazität der sauberen Energien auf gut 1236 Gigawatt steigen, im Vergleich zu derzeit 511 Gigawatt.

EU erhöht den Druck

Unter anderem soll die Anzahl der Solarstromanlagen bis 2028 mehr als verdoppelt werden. Damit würde die Gesamtkapazität auf 300 Gigawatt steigen. Der Ausbau grünen Wasserstoffs — der bei der Elektrolyse mit dem Einsatz erneuerbarer Energien hergestellt wird — steht ebenfalls im Fokus. Bis 2030 sollen insgesamt zehn Millionen Tonnen in der EU produziert und weitere zehn Millionen Tonnen importiert werden. Zugleich soll der Energieverbrauch in den kommenden Jahren gesenkt werden.

Auch in anderen Regionen steht der Ausbau erneuerbarer Energien zunehmend im Fokus. In China umfasst der neue Fünfjahresplan, der im Vorjahr vorgestellt wurde, unter anderem die nationale Energiesicherheit. Bis 2025 sollen erneuerbare Energien 20 Prozent der gesamten Energieproduktion ausmachen. Und bis 2030 soll es gar ein Viertel werden. Schon jetzt werden die Ziele kräftig forciert, wie allein der Zuwachs in der Fotovoltaik verdeutlicht. Im Vorjahr wurden in China neue Kapazitäten von rund 55 Gigawatt in diesem Bereich geschaffen — ein neuer Rekord, der heuer mit weiteren geplanten 90 Gigawatt übertroffen werden könnte.

Die Presse

Russland-Gas noch 15 Jahre lang

24. Mai 2022

Behindert die Eigentümerkonstruktion der Energie AG den Ausbau der alternativen Energien? „Nein, gar nicht“, antwortet Markus Achleitner, Wirtschaftslandesrat und Aufsichtsratsvorsitzender der Energie AG, auf die Frage, ob nicht die 47-Prozent-

Beteiligung von privaten Investoren (Banken) den Interessen des 53-Prozent-Mehrheitseigentümers Land OÖ zuwiderlaufe. Die Interessen sind unterschiedlich. Die Banken wollen hohe Dividenden, während das Land in die nachhaltige Stromerzeugung investieren will.

„Ich halte nichts von steuerlichen Überlegungen und gesetzlichen Eingriffen“ sagt Achleitner angesichts der Diskussion über die hohen Gewinne der Stromkonzerne aufgrund der hohen Strompreise. „Ich verstehe aber, dass man als Eigentürmer sagen kann, dass man angesichts der höheren Gewinne auch über höhere Dividenden nachdenken kann. Mein Zugang ist, dass wir durch die höheren Gewinne schneller bei Projekten wie dem Pumpspeicherkraftwerk Ebensee und dem Repowering des Kraftwerks beim Traunfall werden können.“

Achleitner rechnet damit, dass es zehn bis 15 Jahre dauern wird, dass Oberösterreich aus der 80-prozentigen Abhängigkeit vom russischen Gas aussteigen kann. Die EU hat hingegen bei ihrem Gipfel in Paris beschlossen, dass die Einfuhr von russischem Gas bis Ende des Jahres um zwei Drittel sinken soll. 2027 soll mit russischem Gas überhaupt Schluss sein. Die EU stellt für alternative Investitionen 300 Milliarden Euro bis 2030 zur Verfügung.

Die Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen boomt. Bis einschließlich Ende April wurden heuer bereits 11.502 Förderanträge beim Land OÖ gestellt. 2021 waren es 8.668, 2020 genau 6.842, 2019 waren es 3.830.

Kurier