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Europa füllt Gazprom die Taschen

1. Dezember 2021, Moskau

Bilanz. Zum ersten Mal in der Geschichte hat der Gasriese in den ersten neun Monaten des Jahres bereits mehr verdient als in jedem Gesamtjahr bisher. Der verrückte Gaspreis machte es möglich.

Der russische und weltweit größte Gaskonzern Gazprom schwimmt derzeit geradezu im Geld. Wie er gestern in Moskau mitteilte, betrug der Nettogewinn im Zeitraum zwischen Jänner und September ganze 1,5 Billionen Rubel (17,8 Milliarden Euro). Die Summe besticht nicht nur angesichts des vorjährigen Verlustes von 202 Milliarden Rubel. Sie übertrifft jeden bisherigen Gesamtjahresgewinn in der Geschichte des halbstaatlichen Konzerns.
"Die Situation an den Exportmärkten hat den Ausschlag gegeben, sagte Famil Sadygov, Vize-Konzernchef, nach der Zahlenpräsentation: "Unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Dynamik erwarten wir für das vierte Quartal noch beeindruckendere Ergebnisse."

Andere ließen Europa im Stich

Wie alle Gasunternehmen profitiert Gazprom von der beispiellosen Preisexplosion bei Erdgas. Vor allem im zweiten Halbjahr spitzte sich die Lage an den Gasmärkten zu. Die wirtschaftliche Erholung ließ den Bedarf hochschnellen, außerdem blieben die Lieferanten erneuerbarer Energie in Europa, Gazproms wichtigstem Markt, hinter den Erwartungen zurück. Und weil die internationalen Produzenten von Flüssiggas (LNG) ihre Lieferungen lieber nach Asien umlenkten, wo noch höhere Preise gezahlt wurden als in Europa, musste Europa massiv auf den russischen Lieferanten zurückgreifen. Firmenangaben zufolge hat Gazprom in den ersten neun Monaten über 53 Prozent des europäischen Gasimports abgedeckt. Davor waren es für gewöhnlich bis zu 40 Prozent.

Die Presse