Der Bedarf an Erdgas ist nach dem Einbruch im Vorjahr global stark gestiegen. Russland will irgendwann im November mehr Gas nach Europa liefern. Das sollte zu einer leichten Entspannung am Gasmarkt führen. Preise wie vor Corona wird man aber wohl nicht mehr sehen.
Der Gasmarkt in Europa ist in den vergangenen Monaten arg aus dem Gleichgewicht geraten. Preissteigerungen von bis zu 440 Prozent seit Beginn des Jahres sind das sichtbarste Zeichen dafür. Nun hat Russlands Präsident Wladimir Putin dem Staatskonzern Gazprom angeordnet, noch im November mehr Gas nach Europa zu liefern. Was kann das bewirken? Eine Stabilisierung der Preise ja, meinen Experten, Niveaus wie vor Corona wegen der noch aufzuschlagenden CO 2-Abgabe wohl kaum.
Nach dem Einbruch der Gasnachfrage im Gefolge der Pandemie mit anschließendem Preissturz schlägt das Pendel heuer in die andere Richtung aus. Die Konjunkturerholung ist nach dem Corona-Schock viel rascher und stärker ausgefallen, als dies Wirtschaftsforscher prognostiziert haben. Das hat die Preise auf den Großhandelsmärkten nach oben katapultiert.
Noch höhere Preise für Gas werden derzeit in Asien gezahlt. Das hat dazu geführt, dass ursprünglich für Europa bestimmtes verflüssigtes Erdgas (Liquified Natural Gas, LNG) per Schiff Kurs Richtung Japan und Südkorea genommen hat. Es kommt hinzu, dass auch die Speicher verhältnismäßig wenig gefüllt sind, in der Mehrzahl zumindest geringere Füllstände aufweisen als normalerweise um diese Jahreszeit.
Das sorgt vor Beginn der Heizsaison für zusätzliche Nervosität auf den Gasmärkten. Die hohen Preise bekommen nicht nur die Unternehmen zu spüren, auch ersten Haushalten sind schon höhere Rechnungen zugeflattert. Dass der heurige Winter teurer wird als der vergangene, scheint fix. Die Frage ist nur, auf welchem Niveau sich die Preise einpendeln.
Der Standard