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Österreich wird mit russischem Gas langsam zum Sonderfall

16. November 2022

Energieversorgung. Nur durch zwei russische Pipelines kommt noch Gas in die EU

Deutschland hat am Dienstag sein erstes Flüssiggasterminal fertiggestellt. Zum Jahreswechsel soll die Anlage in Wilhelmshaven, ebenso wie eine weitere in Brunsbüttel, den Betrieb aufnehmen. Bis zum Winter 2023/24 soll über fünf Terminals ein Drittel des deutschen Jahresbedarfs importiert werden können.

Österreich hängt hingegen nach wie vor am russischen Gas-Hahn. Was jahrzehntelang die Normalsituation für viele europäische Länder war, wurde in nicht mal einem Jahr zu einer Ausnahme. Denn mit Russland hat sich der einst wichtigste Lieferant mehr oder weniger aus dem Geschäft zurückgezogen. Die Schuld dafür sieht man in Moskau allerdings beim Westen.

Während in den Jahren vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine knapp die Hälfte der EU-Gasimporte aus Russland kamen, ist der Anteil heuer deutlich gefallen (siehe Grafik). Der zweitgrößte Exporteur Norwegen konnte diesen Ausfall nicht kompensieren. Deutlich zugenommen hat deswegen der Import mit Flüssiggastankern. Die Handelspartner kommen in diesen Fällen etwa aus den USA, Katar und Nigeria.

Lieferrouten

Die wichtigste Lieferstrecke für die EU war die Ostseepipeline Nord Stream 1. Die Lieferungen wurden heuer mehrfach reduziert und im September eingestellt, laut Russland wegen technischer Probleme. Am 26. September wurden beide Stränge der Nord Stream 1 und einer der zwei Stränge der nie in Betrieb genommenen Nord Stream 2 von Unbekannten zerstört. Ob die Route jemals wieder eröffnet wird, ist unklar, für die nähere Zukunft ist es ausgeschlossen.

Kurier

Wirtschaft schwächelt im dritten Quartal

16. November 2022, Wien

Konjunktur. Laut Wifo kann sich Österreich dem Konjunkturabschwung im Euroraum nicht entziehen. Wirtschaftsvertreter fordern Hilfen für die Betriebe.

Hohe Energie- und Rohstoffpreise belasten weltweit die Konjunktur. Dieser Entwicklung kann sich auch Österreichs Wirtschaft nicht entziehen. Daher stagnierte das BIP im dritten Quartal. Die Exporte sowie die Wertschöpfung in der Sachgütererzeugung sanken, teilte das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) in einer Aussendung mit.

Auf den Energiemärkten gab es zuletzt zwar eine leichte Entspannung. Denn der Erdgaspreis, der seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine enorm gestiegen war, gab im Oktober stark nach. Die Rohstoffpreise lagen aber deutlich über den Vorjahreswerten. Daher blieb die Inflation mit elf Prozent auch im Oktober sehr hoch, merkte Stefan Eder, Autor des aktuellen Konjunkturberichts, an.

US-Wirtschaft wuchs zuletzt wieder

Doch die internationale Konjunktur schwächt sich seit dem Frühjahr ab. Hohe Energie- und Rohstoffpreise dämpfen die Stimmung der Unternehmen und privaten Haushalte. Während der weltweite Warenhandel in den Sommermonaten etwas an Schwung verlor, verlangsamte sich allerdings das Wachstum der Industrieproduktion bisher nicht. In den USA wuchs die Wirtschaft im dritten Quartal kräftig, nachdem sie im ersten Halbjahr geschrumpft war. Auch der hohe Preisdruck ging dort zuletzt spürbar zurück. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel im Oktober auf 7,7 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte.

Im Euroraum hingegen schwächte sich die Konjunktur in den Sommermonaten ab. Auch in Österreich stagnierte die Wirtschaft im dritten Quartal. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte erwiesen sich jedoch trotz hoher Energiepreise als Konjunkturstütze. Unternehmensbefragungen deuten allerdings darauf hin, dass der Wirtschaftsabschwung in den nächsten Monaten anhält.

Die Presse

Schmutzige Energien werden mit Riesensummen gefördert

9. November 2022, Brüssel

Der Internationale Währungsfonds legt Zahlen vor. Die Agentur für erneuerbare Energien auch.

Weltweit beliefen sich die Subventionen für die fossilen Energieträger Kohle, Öl und Gas im Jahr 2020 auf 5,9 Billionen Dollar. Das berichtet der Internationale Währungsfonds (IWF). Diese Summe entspricht 6,8 Prozent des globalen Wirtschaftsprodukts. Da der Anteil der Schwellenländer am Ölverbrauch steigt, werden es 2025 bereits 7,4 Prozent sein, prognostiziert der IWF. Die Spritsubventionen sind in diesen Ländern besonders ausgeprägt.
Mit Investitionen in dieser Höhe ließe sich laut verschiedenen Studien, darunter von der Universität in New York, das 1,5-Grad-Ziel erreichen.

Direkte Stützungen des Preises von Öl, Kohle und Gas sind im Mittleren Osten, Nordafrika und Russland plus Nachbarn am meisten verbreitet. Weltweit machen diese direkten Förderungen nur einen kleinen Teil aus. Laut IWF entfallen gut 9o Prozent auf Steuernachlässe und fehlende Berücksichtigung der externen Kosten, die bei der Verwendung fossiler Energien auftreten. Hier wiederum spielen die Kosten durch die Luftverschmutzung die größte Rolle, gefolgt von jenen der Erderwärmung.

Unter dem Strich sind im Verhältnis zur jeweiligen Wirtschaftskraft die fossilen Subventionen in Europa mit rund zwei Prozent am niedrigsten. In Russland und angrenzenden Ländern dagegen machen sie mehr als ein Drittel aus, 16 Prozent im Mittleren Osten und Nordafrika sowie 10 Prozent in Ostasien.

Bereits 2009 haben die G20 ein Auslaufen der Förderungen für schmutzige Energien gefordert. Der UNO-Klimagipfel in Glasgow im vergangenen Jahr fand zu einer Einigung für ein Auslaufen „ineffizienter“ Subventionen. Geschehen ist seitdem nicht viel. Einer der Gründe ist, dass Länder bei einem Wegfall der Subventionen öffentliche Proteste fürchten. Was auch damit zu tun habe, dass die Bevölkerungen ihren Regierungen zumeist keinen Ausgleich zutrauten, betonte der IWF.

Salzburger Nachrichten

Strom: Winter als „Herausforderung“

9. November 2022, Wien

Energie. Ein Stresstest kommt zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich keine Engpässe bei der Stromversorgung geben wird. Wird es außergewöhnlich kalt, könnte sich das jedoch ändern.

Zu 93,9 Prozent sind die heimischen Gasspeicher bereits gefüllt, und angesichts der milden Temperaturen steigt dieser Wert nach wie vor täglich. Doch irgendwann wird das Wetter umschlagen und der Winter in Österreich ankommen. Und dann steht das heimische Energiesystem vor den härtesten Monaten des Jahres. Das betrifft nicht nur die Versorgung mit Gas, sondern auch jene mit Strom. Schließlich sorgen niedrige Temperaturen und lange, dunkle Nächte nicht nur für einen wesentlich höheren Energieverbrauch, auch die heimische Produktion etwa über Fotovoltaik fällt dann wesentlich geringer aus.

Aber drohen heuer aufgrund der verringerten Lieferungen von Erdgas aus Russland sogar Versorgungsengpässe bei der Elektrizität? Diese Frage ließ das für Energie zuständige Klimaschutzministerium vom Übertragungsnetzbetreiber APG nun mittels eines Stresstests überprüfen. "Eine sichere Versorgung mit Strom und Gas war immer selbstverständlich. Diese Selbstverständlichkeit hat sich mit dem russischen Angriffskrieg geändert", so die zuständige Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Montag bei der Präsentation der Ergebnisse.

Der Test

Wie wichtig das Thema Gas auch für die Stromversorgung ist, macht APG-Vorstand Gerhard Christiner bei der Erläuterung der Annahmen für den Stresstest klar. So werde in Österreich im Winterhalbjahr die Elektrizität zu 22 Prozent durch Gaskraftwerke gestellt, weitere 16 Prozent kommen als Importstrom aus dem Ausland. Die inländische erneuerbare Produktion fällt hingegen auf 62 Prozent. Und bei Importen ist Österreich wiederum ebenfalls von Gas- und Atomkraftwerken abhängig. "18 Prozent des Strombedarfs werden im Winter aus Gas erzeugt, 27 Prozent kommen aus den AKW", so Christiner.

Für den Stresstest hat die APG nun drei Szenarien erstellt. Im als wahrscheinlich eintretenden Referenzszenario sind diese wie folgt: Die bestehenden heimischen Kraftwerke stehen vollständig zur Verfügung, und auch die Importe kommen wie geplant ins Land. Zudem gibt es keine Beschränkungen für die Verstromung von Gas, und der Stromverbrauch bleibt stabil. Allerdings fehlt Europa weiterhin ein Drittel der französischen Atomkraftproduktion, und auch Polen kann aufgrund fehlender Kohle (zu wenig Wasser in den Flüssen) keinen Kohlestrom exportieren. Für die Temperaturen wird der Durchschnitt der letzten 35 Jahre angenommen.

Die Presse

Strom-Stresstest: Probleme nur bei Eiseskälte

9. November 2022

Stromnetze. Ein Strommangel ist in diesem Winter „sehr unwahrscheinlich“, in keinem der berechneten Szenarien droht Österreich ein unkontrollierter Blackout. Als Risiko bleibt ein langer, strenger Winter

„Eine sichere Stromversorgung war immer wichtig und selbstverständlich“, sagt Energieministerin Leonore Gewessler bei der Präsentation des Strom-Stresstests der Austrian Power Grip (APG) am Montag. „Nur hat sich diese Selbstverständlichkeit geändert, weil Russland uns mit Energie erpresst, der Energiepreis hoch ist – und es eben keine Selbstverständlichkeit mehr ist.“ Dennoch könne man – jedenfalls für diesen Winter – eine Entwarnung geben. Die Stromversorgung bleibe sicher.

Worum geht es: Aufgrund der äußerst angespannten energiewirtschaftlichen Situation in Europa hat die APG einen Stresstest erstellt. Simuliert wurde, ob eine sichere Stromversorgung für den kommenden Winter für Österreich auch unter verschärften äußeren Bedingungen möglich ist. Die Sorge hat gute Gründe: Etwa die aktuelle Dürre im Sommer, die zu Niedrigwasser in vielen Flüssen Europas geführt hat, und damit zu einer verminderten Stromausbeute aus Laufkraftwerken. Außerdem leidet Europa unter einer sukzessiven Reduktion der Gaslieferungen aus Russland, zudem gibt es nach wie vor einen Ausfall vieler französischer Atomkraftwerke (die von ihren 61 Gigawatt an installierter Leistung derzeit nur knapp unter 30 GW produzieren) und insgesamt eine äußerst angespannte Lage auf den Energiemärkten, nicht zuletzt wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Tatsächlich ist für diesen Winter (viertes Quartal 2022 und erstes Quartal 2023) zu erwarten, dass die Stromversorgung Österreichs zu 62 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern sichergestellt wird, vor allem Wasserkraft und Windkraft.

Kurier

Trotz Klimakrise erlebt Kohle eine Renaissance

9. November 2022

Keine Energiewende. Kohlestrom wird nicht, wie von der Klimawissenschaft gefordert, weniger, vielmehr dürften die Staaten heuer um etwa 1,5 Prozent mehr schmutzigen Kohlestrom produzieren als 2021

Bei der Klimakonferenz 2021 gab es am Ende einen heftigen Streit, ob im Schlussdokument ein „Auslaufen“ oder nur ein „Verringern“ der Kohlekraft festgelegt werden sollte. Ein Jahr später ist klar: Kohlekraft wird weltweit nicht zurückgefahren, sondern leider ausgebaut – bisher um etwa 1,5 Prozent.

Obwohl die Auswirkungen der Klimakrise in Form von Überschwemmungen, Starkregen-Ereignissen oder Dürren unübersehbar sind, erlebt jener Energieträger, der mit Abstand am meisten zur Klimakrise beiträgt, eine Renaissance. 2022 dürfte (nach 2021) ein neues Rekordjahr für diese Form der Stromerzeugung werden.

Mehr Kohle in Europa

Kohlekraft ist weltweit noch immer die häufigste Form der Stromerzeugung, und sie nimmt – vielleicht etwas überraschend – auch in Europa zu. Denn die Europäer leiden im Energiebereich gleich unter mehreren überraschenden Szenarien: Da ist einmal Russland, das als Erdgaslieferant für viele Staaten wegen seines Angriffskrieges auf die Ukraine nicht mehr infrage kommt. Weiters haben viele Flüsse einen besonders niedrigen Pegel, weil es in den Sommermonaten so wenig geregnet hat, was die Leistung der Laufkraftwerke an den Flüssen ordentlich gesenkt hat. Und die niedrigen Pegelstände haben in Frankreich außerdem dazu geführt, dass einige Atomkraftwerke abgedreht werden mussten, weil nicht mehr ausreichend Kühlwasser aus den Flüssen gepumpt werden konnte. Damit nicht genug, sind die französischen AKW wegen schlechter Wartung teilweise nicht betriebsfähig, aktuell ist nur jedes zweite französische AKW am Netz.

Kurier