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Netz um die Welt

16. März 2022

Interkontinentale Stromleitungen könnten Energie aus Sonne und Wind künftig dorthin bringen, wo sie gerade gebraucht wird. Doch die Supergrids scheitern immer wieder an politischem Widerstand.

Rund 3800 Kilometer, aus der Wüste Marokkos vorbei an Portugal, Spanien und Frankreich bis nach Großbritannien: So lang ist das Kabel, mit dem das Energie-Start-up Xlinks eines Tages günstigen Solar- und Windstrom von Nordafrika nach Europa bringen und mehr als sieben Millionen Haushalte mit Energie versorgen will. Der Großteil des Kabels verläuft unter Wasser, bis zu 700 Meter tief auf dem Meeresgrund. Es wäre nach Fertigstellung laut dem Unternehmen nicht nur das längste Stromunterseekabel der Welt, sondern auch ein nächster Schritt, die Welt durch ein immer größeres Netz mit sauberem Strom zu versorgen.

„Supergrids“ sagen Energieexpertinnen und -experten zu solchen interkontinentalen Stromnetzen. Die Idee: Strom aus erneuerbaren Energien genau dorthin zu transportieren, wo er gerade gebraucht wird, von dort, wo die Sonne scheint oder der Wind gerade bläst.

Schwankungen ausgleichen

So könnte Europa beispielsweise morgens Solarstrom aus Arabien oder Asien, mittags aus Afrika und abends aus Amerika beziehen. Umgekehrt könnte überschüssiger Strom, beispielsweise aus Windanlagen im Norden, schnell an Staaten im Süden geliefert werden, in denen es gerade bewölkt ist oder eine Windflaute herrscht. Abgelegene, aber sonnenstarke Wüsten und windige Steppen könnten Strom für tausende Kilometer entfernte Städte produzieren. Dadurch sollen wetterbedingte Produktionsschwankungen ausgeglichen und Energieverluste bei der Speicherung reduziert werden.

Der Standard

Rückkehr der Atomdebatte

15. März 2022

Was ist da los? Plötzlich soll die umstrittene Energie die Versorgung in Deutschland stabilisieren. bjÖrn hartmann Seit 2011 ist das Ende der Atomkraft in Deutschland besiegelt. Jetzt verändert der Krieg Russlands mit der Ukraine Gewissheiten. Einige Politiker, vor allem aus CDU/CSU, setzen auf den Ausstieg vom Ausstieg. Wir beantworten die wichtigsten Fragen. Warum gibt es wieder eine Diskussion über Atomkraft in Deutschland?Der Ukraine-Krieg hat Deutschland gezeigt, wie abhängig es von russischem Gas und Öl sowie Kohle ist. Zudem steigen die hohen Energiepreise wegen des Konflikts weiter. Die Bundesregierung will deshalb die Energieversorgung möglichst zügig neu aufstellen und dafür alles prüfen. Dazu gehört der Bau von Flüssiggas-Terminals an der Nordsee und in der Elbmündung, was aber Zeit kostet. Dazu gehört, stärker auf Kohlekraftwerke zu setzen – die wollte Deutschland spätestens 2030 abschalten. Und dazu gehört, Atomkraftwerke länger laufen zu lassen. Sie sollten Ende 2022 Geschichte sein.Wie viele Atomkraftwerke laufen in Deutschland?Drei AKW sind noch am Netz. Isar 2 in Bayern, betrieben von PreussenElektra, der Kraftwerkstochter des Energiekonzerns E.ON. Emsland in Niedersachsen, betrieben vom Energiekonzern RWE, und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg. Die Anlage gehört EnBW aus Karlsruhe. Alle drei Anlagen sollen nach dem Atomgesetz Ende 2022 vom Netz.Wie viel Strom liefern die Anlagen?2021 waren noch drei weitere Nuklearkraftwerke in Betrieb: Brokdorf (Schleswig-Holstein, E.ON), Grohnde (Niedersachsen, E.ON) und Grundremmingen C (Bayern, RWE). Die lieferten laut Fraunhofer-Institut rund 13,3 Prozent des Stromangebots.Können die Anlagen länger laufen?Rechtlich muss das der Bundestag entscheiden. Dafür muss das Atomausstiegsgesetz geändert werden. Was einfach klingt, ist kompliziert. So muss unter anderem geklärt werden, wer für den zusätzlich anfallenden Atommüll zahlt. Mit dem Ausstieg hatten die Kraftwerksbetreiber rund 24 Milliarden Euro in einen Fonds eingezahlt, der Zwischen- und Endlagerung bezahlt. Sind solche rechtlichen Fragen nicht geklärt, wird kein Betreiber seine Anlage länger laufen lassen.

Salzburger Nachrichten