Interkontinentale Stromleitungen könnten Energie aus Sonne und Wind künftig dorthin bringen, wo sie gerade gebraucht wird. Doch die Supergrids scheitern immer wieder an politischem Widerstand.
Rund 3800 Kilometer, aus der Wüste Marokkos vorbei an Portugal, Spanien und Frankreich bis nach Großbritannien: So lang ist das Kabel, mit dem das Energie-Start-up Xlinks eines Tages günstigen Solar- und Windstrom von Nordafrika nach Europa bringen und mehr als sieben Millionen Haushalte mit Energie versorgen will. Der Großteil des Kabels verläuft unter Wasser, bis zu 700 Meter tief auf dem Meeresgrund. Es wäre nach Fertigstellung laut dem Unternehmen nicht nur das längste Stromunterseekabel der Welt, sondern auch ein nächster Schritt, die Welt durch ein immer größeres Netz mit sauberem Strom zu versorgen.
„Supergrids“ sagen Energieexpertinnen und -experten zu solchen interkontinentalen Stromnetzen. Die Idee: Strom aus erneuerbaren Energien genau dorthin zu transportieren, wo er gerade gebraucht wird, von dort, wo die Sonne scheint oder der Wind gerade bläst.
Schwankungen ausgleichen
So könnte Europa beispielsweise morgens Solarstrom aus Arabien oder Asien, mittags aus Afrika und abends aus Amerika beziehen. Umgekehrt könnte überschüssiger Strom, beispielsweise aus Windanlagen im Norden, schnell an Staaten im Süden geliefert werden, in denen es gerade bewölkt ist oder eine Windflaute herrscht. Abgelegene, aber sonnenstarke Wüsten und windige Steppen könnten Strom für tausende Kilometer entfernte Städte produzieren. Dadurch sollen wetterbedingte Produktionsschwankungen ausgeglichen und Energieverluste bei der Speicherung reduziert werden.
Der Standard