Es ist ein Entscheid mit Seltenheitswert: Die westliche Energieagentur in Paris mobilisiert erstmals seit langem wieder Ölreserven, um die Preise zu stabilisieren.
Erst dreimal überhaupt hat die westliche Staatengemeinschaft bisher ihre strategischen Öllager freigegeben: 1991 geschah dies im Zweiten Golfkrieg, 2005 nach den verheerenden Wirbelstürmen Rita und Katrina sowie 2011 beim Nato-Einsatz gegen Libyen.
Jetzt kommt der Krieg in der Ukraine dazu. Die Energieminister der westlichen Industriestaaten versammelten sich am Dienstag am Pariser Sitz der Internationalen Energieagentur (IEA), um die Ölreserven der Mitgliedsstaaten zu mobilisieren. Da die IEA der ebenfalls in Paris ansässigen Wirtschaftsgemeinschaft OECD angeschlossen ist, sind die USA, Europa, aber auch Länder wie Japan oder die Türkei betroffen. Sie hatten sich nach dem ersten Ölschock von 1974 auf Betreiben der USA verpflichtet, für Notfälle strategische Ölreserven anzulegen. Sie müssen 90 Tagen an Nettoimporten entsprechen. Das sind insgesamt mehrere Millionen Tonnen Rohöl und Derivatprodukte.
Treibende Kraft sind auch jetzt die USA. IEA-Vorsteher Fatih Birol twitterte, das Pariser Treffen stehe unter Leitung der amerikanischen Energieministerin Jennifer Granholm. Wenn der amerikanische Präsident Joe Biden zuerst gezögert hatte, Russland vom Finanztransaktionssystem Swift auszuschließen, dann aus der Sorge, dass dieser Schritt die Ölexporte noch stärker verteuern könnte.
Der Standard